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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Utitz, Emil: Kunstgewerbliche Graphik, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0267

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ERICH WASKE—BERLIN.

»BILDNIS DES HERRN B.c

KUNSTGEWERBLICHE GRAPHIK.

Für alte „Stiche" besteht heute eine sehr
starke Nachfrage. Zum Teil hängt dies mit
Gründen zusammen, die nichts unmittelbar mit
Kunst zu schaffen haben, deren Bedeutung aber
nicht unterschätzt werden darf. Nur ein ein-
seitiger „Kunst für Kunst"-Standpunkt wird
grundsätzlich achtlos an den Forderungen des
Lebens vorübergehen. Wer aber diese, gewiß
nicht für das Gesamtgebiet künstlerischer Ge-
staltungsweisen gültige, Beschränkung ablehnt,
darf erwägen, ob und wie bestimmte praktische
Aufgaben ihre befriedigende Lösung gewinnen
können durch die Mittel der Kunst. Das Be-
dürfnis nach ihnen zeigt schon die Tatsache,
daß es innerhalb gewisser Grenzen der Photo-
graphie nicht glückt, den Stich zu verdrängen.

Er ist eben eine Gegebenheit anderer Art als
eine bloß technische Illustration. In der Photo-
graphie empfindet man das Mechanisch-Maschi-
nelle, durch seine kalte Exaktheit Fremde. Der
Stich scheint durchglüht von der Phantasie und
Laune des Künstlers, erzeugt durch die liebe-
volle Solidität eines mit Geschmack gepflegten
Handwerks. Dabei ist er — wenigstens in
vielen Fällen — recht billig, jedenfalls — von
seltenen Ausnahmen abgesehen — auch für den
Mittelstand erschwinglich. Dazu tritt die für
unsere Zeit so charakteristische Verehrung der
„Antiquität", die alles Vergangene mit einem
zärtlichen Zauber umkleidet, mit einer Poesie
durchtränkt, die den etwas dünnen und etwasge-
brechlichen Tönen des Spinetts gleicht, die ge-

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XXI. Jan.-Febr. 1918. 2
 
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