Kunstgewerbliche Graphik.
ALBERT WEISGERBER t
GEMÄLDE »LIEGENDES MADCHEN «
vieler ganz oder halb gescheiterter Existenzen,
deren mittelmäßige Erzeugnisse die Kunstaus-
stellungen bevölkern oder deren krampfhafte
Versuche in engen Zirkeln Sensationen schaffen,
eine stattliche Reihe solider Kunsthandwerker,
deren geachteter Namen zwar nicht mit dem
Ruhme eines Rembrandt in Wettbewerb treten
könnte, aber die Bürgschaft böte für einwand-
freie Leistungeninnerhalb beschränkter Gebiete.
Von berufenster Seite wurde bereits wiederholt
auf diesen Sachverhalt hingewiesen. Er ist eigent-
lich so selbstverständlich, daß er sich aller De-
batte entzieht. Was wäre denn damit erzielt, wenn
jeder Mediziner ein großer gelehrter Internist
werden wollte und sich schämte, den Beruf des
praktischen Arztes zu ergreifen. Und selbst im
Bereich der Wissenschaft ist es ausgeschlossen,
daß jeder grundlegende Entdeckungen macht.
Die überwiegende Mehrzahl muß sich der un-
erläßlichen Kleinarbeit widmen, zu der liebe-
volles Verständnis und solider Fleiß als Schutz-
patrone gehören. So wünschen wir denn unseren
Graphikern — jedenfalls den meisten unter
ihnen — mehr handwerkliche, oder kunstge-
werbliche Gesinnung, nicht so sehr im Hinblick
auf das künstlerische Können — das bedarf
überhaupt keiner Begründung — als in Rück-
sicht auf die Wahl ihrer Gegenstände, auf die
Anpassung an die Erfordernisse des Lebens,
auf die Unterordnung unter bestimmte Aufgaben.
In Verfolgung dieser Wege hat ja tatsächlich
die moderne Graphik ganze Provinzen erobert,
die vorher der Kunst völlig verschlossen waren.
Und sie hat da zum Teil vorbildliche Leistungen
vollbracht. Das ist so bekannt und anerkannt,
daß ich nur flüchtig auf einige Beispiele auf-
merksam machen muß: auf das Plakat, auf die
künstlerische Umgestaltung des Aufdruckes bei
Geschäftspapieren, auf Ansichtspostkarten, Ex
libris usw. Überall haben sich „Spezialisten"
herangebildet, deren Namen einen guten Klang
hat, die ihre oft künstlerisch gar nicht einfachen
Aufgaben vorzüglich lösen und die eine bedeut-
same Stellung innerhalb der sozialen Gliederung
der Gesellschaft einnehmen. Jedenfalls er-
scheinen mir derartige Persönlichkeiten erfreu-
ALBERT WEISGERBER t
GEMÄLDE »LIEGENDES MADCHEN «
vieler ganz oder halb gescheiterter Existenzen,
deren mittelmäßige Erzeugnisse die Kunstaus-
stellungen bevölkern oder deren krampfhafte
Versuche in engen Zirkeln Sensationen schaffen,
eine stattliche Reihe solider Kunsthandwerker,
deren geachteter Namen zwar nicht mit dem
Ruhme eines Rembrandt in Wettbewerb treten
könnte, aber die Bürgschaft böte für einwand-
freie Leistungeninnerhalb beschränkter Gebiete.
Von berufenster Seite wurde bereits wiederholt
auf diesen Sachverhalt hingewiesen. Er ist eigent-
lich so selbstverständlich, daß er sich aller De-
batte entzieht. Was wäre denn damit erzielt, wenn
jeder Mediziner ein großer gelehrter Internist
werden wollte und sich schämte, den Beruf des
praktischen Arztes zu ergreifen. Und selbst im
Bereich der Wissenschaft ist es ausgeschlossen,
daß jeder grundlegende Entdeckungen macht.
Die überwiegende Mehrzahl muß sich der un-
erläßlichen Kleinarbeit widmen, zu der liebe-
volles Verständnis und solider Fleiß als Schutz-
patrone gehören. So wünschen wir denn unseren
Graphikern — jedenfalls den meisten unter
ihnen — mehr handwerkliche, oder kunstge-
werbliche Gesinnung, nicht so sehr im Hinblick
auf das künstlerische Können — das bedarf
überhaupt keiner Begründung — als in Rück-
sicht auf die Wahl ihrer Gegenstände, auf die
Anpassung an die Erfordernisse des Lebens,
auf die Unterordnung unter bestimmte Aufgaben.
In Verfolgung dieser Wege hat ja tatsächlich
die moderne Graphik ganze Provinzen erobert,
die vorher der Kunst völlig verschlossen waren.
Und sie hat da zum Teil vorbildliche Leistungen
vollbracht. Das ist so bekannt und anerkannt,
daß ich nur flüchtig auf einige Beispiele auf-
merksam machen muß: auf das Plakat, auf die
künstlerische Umgestaltung des Aufdruckes bei
Geschäftspapieren, auf Ansichtspostkarten, Ex
libris usw. Überall haben sich „Spezialisten"
herangebildet, deren Namen einen guten Klang
hat, die ihre oft künstlerisch gar nicht einfachen
Aufgaben vorzüglich lösen und die eine bedeut-
same Stellung innerhalb der sozialen Gliederung
der Gesellschaft einnehmen. Jedenfalls er-
scheinen mir derartige Persönlichkeiten erfreu-