Kunstgewerbliche Graphik.
licher und auch wichtiger als zahllose Künstler
vierten und fünften Ranges, deren schwächliche
Leistungen eigentlich nur den Absatz guter
Kunst hemmen. Nun meineich gewiß nicht, daß
ein mittelmäßiger Künstler zu einem guten
Plakatkünstler im vorhinein prädestiniert ist.
Aber es dünkt doch nicht unwahrscheinlich, daß
eine bescheidene Begabung auf engerem Bezirk
mehr zu wirken vermag, als in der Einsamkeit
des ungeheueren Kunstraumes. Während hier
die mangelnde Schöpferkraft sogleich zur nach-
ahmenden Manier leitet, zu gewaltsamer Ori-
ginalitätssucht oder zu akademischer Leere,
kann im Kunstgewerbe auch ein geringeres
Talent relativ Vollkommenes bieten, wenn es
technisch straff gezügelt ist, und erfüllt von Ver-
ständnis, Liebe und Phantasie. Mit Geschmack
allein kann man Kunst nicht machen, aber im
Kunstgewerbe läßt sich mit ihm schon sehr viel
anfangen. Ich bin kein grundsätzlich begeisterter
Freund des Spezialistentums, das sich selbst
enge Grenzen zieht. Aber wir dürfen nicht das
Wünschenswerte verwechseln mit dem Mög-
lichen und müssen die Not zur Tugend wandeln.
Um Brechung von Idealen handelt es sich gar
nicht: die breite Künstlermasse ist nicht das
Material, aus dem man die idealen Künstler
formt; aber vielleicht die guten, soliden Kunst-
handwerker. Diesem Kunstgewerbe gilt es nun
weitere Provinzen zu erobern in Analogie zu
dem Wirkungsgebiet der alten Stiche.
In vielen Gegenden sind bereits Landschafts-
und Stadtbilder erhältlich in moderner Graphik.
Der künstlerische Ertrag läßt dabei oft manches
zu wünschen übrig, aber ein Anfang scheint
doch geschaffen. Die Steinzeichnung nahm sich
besonders dieser Aufgaben an; aber die wenig-
sten ihrer Lösungen befriedigen tatsächlich.
Sie wirkt meist zu plakatartig, also einerseits
zu andrängend, anderseits zu kahl, zu ärmlich.
Sie paßt, ihrem ganzen Wesen nach, mehr ins
Schulzimmer, in den Eisenbahnwagen, in Vor-
räume — die man schnell durchschreitet, oder
in denen man sich nur kurze Zeit aufhält —
aber selten an die Wand der Wohnstube oder
in die Mappe des Sammlers. Das soll kein
Fehler sein,den ich etwa der Majorität der Stein-
zeichnungen vorhalte. Ich wende mich vielmehr
nur gegen ihre falsche Verwendung und suche
zu begründen, warum sich nur ein Bruchteil der
Hoffnungen erfüllt hat, die man in die Stein-
zeichnung Setzte. (Schluß folgt.) EMIL UTITZ-ROSTOCK.
PROFESSOR FRANZ METZNER-BERLIN. KLEINPLASTIK »LEDA« BERLINER SEZESSION.
licher und auch wichtiger als zahllose Künstler
vierten und fünften Ranges, deren schwächliche
Leistungen eigentlich nur den Absatz guter
Kunst hemmen. Nun meineich gewiß nicht, daß
ein mittelmäßiger Künstler zu einem guten
Plakatkünstler im vorhinein prädestiniert ist.
Aber es dünkt doch nicht unwahrscheinlich, daß
eine bescheidene Begabung auf engerem Bezirk
mehr zu wirken vermag, als in der Einsamkeit
des ungeheueren Kunstraumes. Während hier
die mangelnde Schöpferkraft sogleich zur nach-
ahmenden Manier leitet, zu gewaltsamer Ori-
ginalitätssucht oder zu akademischer Leere,
kann im Kunstgewerbe auch ein geringeres
Talent relativ Vollkommenes bieten, wenn es
technisch straff gezügelt ist, und erfüllt von Ver-
ständnis, Liebe und Phantasie. Mit Geschmack
allein kann man Kunst nicht machen, aber im
Kunstgewerbe läßt sich mit ihm schon sehr viel
anfangen. Ich bin kein grundsätzlich begeisterter
Freund des Spezialistentums, das sich selbst
enge Grenzen zieht. Aber wir dürfen nicht das
Wünschenswerte verwechseln mit dem Mög-
lichen und müssen die Not zur Tugend wandeln.
Um Brechung von Idealen handelt es sich gar
nicht: die breite Künstlermasse ist nicht das
Material, aus dem man die idealen Künstler
formt; aber vielleicht die guten, soliden Kunst-
handwerker. Diesem Kunstgewerbe gilt es nun
weitere Provinzen zu erobern in Analogie zu
dem Wirkungsgebiet der alten Stiche.
In vielen Gegenden sind bereits Landschafts-
und Stadtbilder erhältlich in moderner Graphik.
Der künstlerische Ertrag läßt dabei oft manches
zu wünschen übrig, aber ein Anfang scheint
doch geschaffen. Die Steinzeichnung nahm sich
besonders dieser Aufgaben an; aber die wenig-
sten ihrer Lösungen befriedigen tatsächlich.
Sie wirkt meist zu plakatartig, also einerseits
zu andrängend, anderseits zu kahl, zu ärmlich.
Sie paßt, ihrem ganzen Wesen nach, mehr ins
Schulzimmer, in den Eisenbahnwagen, in Vor-
räume — die man schnell durchschreitet, oder
in denen man sich nur kurze Zeit aufhält —
aber selten an die Wand der Wohnstube oder
in die Mappe des Sammlers. Das soll kein
Fehler sein,den ich etwa der Majorität der Stein-
zeichnungen vorhalte. Ich wende mich vielmehr
nur gegen ihre falsche Verwendung und suche
zu begründen, warum sich nur ein Bruchteil der
Hoffnungen erfüllt hat, die man in die Stein-
zeichnung Setzte. (Schluß folgt.) EMIL UTITZ-ROSTOCK.
PROFESSOR FRANZ METZNER-BERLIN. KLEINPLASTIK »LEDA« BERLINER SEZESSION.