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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Kullberg, Emil Frithjof: Maler Arthur Illies, Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0286

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Maler Arthur Illies—Hamburg.

ARTHUR ILUES—HAMBURG.

»SYNAGOGE IN P1NSK« 1916.

Ganzen nur im Zusammenhang betrachtet. Bei
diesem Abschnitt seiner Entwicklung angelangt,
findet Illies das Ziel seiner Kunst.

Die graphischen Arbeiten der neunziger Jahre
stehen wieder in einem ganz besonderen Ver-
hältnisse zur Persönlichkeit des Schaffenden.
Nicht nur die Eigenart der Ausbildung seiner
Farbendrucktechnik, die der Künstler für seine
Zwecke erfand, sondern ebenso sehr seine
plastischen Arbeiten aus den Jahren 1903—05
beweisen, mit welcher Intensität der Schaffende
stets auf verschiedenen Gebieten der Kunst
zielsicher gearbeitet hat. Es ist dies erstaunlich.
Eine Willenskraft wird damit geoffenbart, die
man bewundern muß. Seltene Tatkraft ist aller-
dings hierfür die Voraussetzung. Die schöpfe-
rische Initiative allein genügt dafür gewiß nicht.
Es gehört auch Anpassungsfähigkeit dazu, soll
die Leistung glücken.

Betrachten wir nun, nachdem versucht worden
ist, den Entwicklungsgang des Künstlers anzu-
deuten, die hier wiedergegebenen Gemälde. Mit
Ausnahme der Landschaft und des Porträts
stammen sie aus den letzten Schaffensjahren.

Das Doppelporträt vonBrinckmann undLicht-

wark braucht in seiner Bedeutung nicht beson-
ders hervorgehoben zu werden. Wer die beiden
Leiter des Museums (Brinckmann) und der Kunst-
halle (Lichtwark) in Hamburg gekannt hat, der
findet diese beiden bedeutenden Köpfe nicht
nur äußerlich dargestellt, sondern ihrer ganzen
Individualität nach wiedergegeben.

In der Synagoge, die nach Studien an der
Ostfront in Polen (Winter 191516) entstanden
ist, offenbart sich ein Bild, das den Beschauer
nicht los läßt. Die grüngoldenen Farbentöne
des Originals mit den sattbraunen Schatten in
der Architektur, die außerordentlich gestaltete
Perspektive des Innenraums, erinnert an alte
Meisterwerke. Der wunderbare Zusammen-
klang aber in dem Bilde, dieses einzige Bewe-
gungsspiel zwischen Schatten und Licht, Men-
schen und Dingen, wirkt so gewaltig, daß man
das Gemälde immer wieder als ein feierliches
Mysterium betrachten muß.

Klarer und zuversichtlicher stellt sich Illies
in dem Kreuzigungsbilde dem Überwindungs-
gedanken gegenüber. Die groß-angelegte Hügel-
landschaft ist unübertrefflich. Es ist dem Maler
hier geglückt, den Gedanken des großen Opfer-
 
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