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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Zu den Bildern von R. Otto, Dresden-Loschwitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0297

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ZU DEN BILDERN VON R. OTTO-DRESDEN-LOSCHWITZ.

Es ist genußreich, Talente aufzuspüren. Er-
regend, weil die neue Begegnung eine Be-
stätigung geheimer, liebgewordener Wünsche
versprechen soll. Schon Andeutungen genügen,
um dem mitunter noch Gestaltlosen des Wun-
sches bestimmte Richtung zu geben, aus Mög-
lichkeiten umrissene Erscheinung werden zu
lassen, und so einer künftigen Bereicherung
gewiß zu sein. Oft ist es gleichgültig, daß die
frische Bekanntschaft Züge trägt, die dem lose
gezeichneten Bilde einer Erfüllung, wie es sich
Phantasie oder Vorliebe herstellt, kaum ent-
spricht, — auch dann noch, wenn Gang und
Haltung auf Wege weisen, denen zu folgen ein
anders gerichteter Wille widerstrebt. Gerade
heute, in einer Zeit der Scheidungen und Ent-
scheidungen, mag das Verkettetsein an bereits
bestehende Anschauungsformen oder eine Ver-
pflichtung an klar erkannte künftige Formulie-
rung, die keimende Erregung angesichts solcher
„Entdeckung eines Talents" und die Freude des
Augenblicks verkümmern. Immerhin, es bleibt

ein Genuß. Angelegenheit eines durchgebilde-
ten Gefühls und eines feinhörigen Instinkts ist es,
aus der Sprache des Talentes, mag sie nun sich
in den Satzbau der „Alten" noch fügen oder
neue Wendung schnell zu erkennen geben, das
Eigene, zuinnerst musikalisch Schwingende
herauszuhören, und hierauf Wunsch und ebenso
wohlmeinende, wie nicht vorgreifende Mahnung
zu richten.

Der Künstler R. Otto ist für den Aufspürenden
die Begegnung mit einem Talent, das Bewegung
hervorruft. Man wird plötzlich wachsam. Mit
einer gewissen Neugier folgt man den Hantie-
rungen seines Pinsels, liest die Handschrift, geht
ihr nach, da, wo sich Silbe neben Silbe, Farbe
neben Farbe fügt; das Auge folgt den breiten,
saftig ausladenden Arabesken des Farbenauf-
trags und ist interessiert. Die Schrift zeigt
Sicherheit und jene Beherrschung des Handwerk-
lichen, die notwendig erscheint, um dem im
Geiste Erfaßten eine klare Ausdeutung zu geben.
Die Farben, in breiten Strichen und Flecken
 
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