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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Müller, Bernard: Neuere Werke von Heinrich Jobst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0303

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PROF. HEINRICH JOBST—DARMSTADT.

INNEN« IN OFFENBACH.

NEUERE WERKE VON HEINRICH JOBST.

VON PROFESSOR DR. BERNARD MÜLLER.

Der „Ernst Ludwig-Brunnen" in Offenbach
a. M. ist die jüngste große Schöpfung des
DarmstädterBildhauers Prof essorHeinrich Jobst,
zugleich die letzte Stiftung des inzwischen ver-
storbenen Geh. Kommerzienrats Ludo Mayer
für die Stadt Offenbach.

Gleich der erste Eindruck zeigt ihn als Werk
eines die Mittel seiner Kunst mit Sicherheit und
Geschmack beherrschenden reifen Künstlers.

Die Kunst schöne Brunnen zu bauen ist nicht
leicht. Schon die richtige Verbindung desWassers
mit der Architektur und der Plastik, eine Verbin-
dung, die das Wasser weder als zufällige Bei-
gabe erscheinen, noch es das Bildnerische über-
trumpfen läßt, gelingt nur einem feinen künstle-
rischen Empfinden. Und wenn derBrunnen einem
bestehenden architektonischen Rahmen von aus-
geprägter Eigenart einzufügen ist, so bedeutet
das eine erhebliche Erschwerung der Aufgabe.

In Offenbach erhebt sich dem neuen Gebäude
der kunstgewerblichen Lehranstalten, vor dem
der Brunnen steht, gegenüber der in Arkaden
und Galerien reichgegliederte Renaissancebau
des alten Isenburger Schlosses mit seiner orna-
mentalen und figürlichen plastischen Zier. Galt
es einerseits, dem schlicht gestalteten Neubau
einen wirksamen Schmuck zu geben, so hieß es

andererseits, auf die edle Erscheinung des alten
Baudenkmals gebührend Rücksicht zu nehmen.
Dessen wohl bewußt hat der Künstler Maß und
Form sorgfältig erwogen: aus breitem, flachen
Becken erhebt sich auf durchbrochenem Säulen-
unterbau die wuchtige Brunnenschale mit weni-
gen, kleinen, maskengeschmückten Wasseröff-
nungen,und aus dieser wieder,zierlich aufragend,
der Sockel der Brunnenfigur. Die Brunnenfigur
selbst aber zeigt, bei aller Kraft des Körpers,
eine zierlich geschwungene Haltung und bietet
mit dem gegängelten Knäblein von allen Seiten
ein reizvolles Bild, das zugleich Zweck und
Bedeutung des Gebäudes, vor dem es steht,
unaufdringlich deutet.

Der Mauerbrunnen am Darmstädter Haupt-
bahnhof fügt sich streng architektonisch als ein-
springende Nische der Mauer ein, beschränkt sich,
außer der Licht-und Schattenwirkung der Frucht-
korbgefüllten Rückwandwölbungen und dem
Spiel der Wasserstrahlen in kleinen Becken,
auf die kräftige Bekrönung mit dem von Putten
begleiteten Wappen der Stadt, und erreicht so
im Sinne guter Tradition eine intime Stimmung.

Ganz anderer Art ist das Bronzebrünnchen,
das sich jetzt im Besitz des Herzogs von Braun-
schweig befindet. Das frei geschaffene Werk

XXI. Jan.-Febr. 1918. 6
 
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