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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Pazaurek, Gustav Edmund: Der Sieg der Qualität
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0321

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Der Sieg der Qualität.

PROFESSOR HEINRICH JOBST DARMSTADT.

»SEITENANSICHT DES VORST. LÖWEN«

vieler Rohstoffe muß uns von selbst veran-
lassen, deren Transformierung in mög-
lichst hohe Qualitäts werte mit allen Kräften
zu verlangen, wozu Kunst und Technik zur
äußersten Leistungsfähigkeit gebracht werden
müssen. Erst dann werden wir in der Lage
sein, nicht nur die höheren Löhne und Arbeits-
kosten aufzubringen, sondern auch durch die
damit erzielten Gewinne die Wunden, die der
Krieg unserem Volksvermögen geschlagen, mit
der Zeit wieder verheilen zu lassen.

Der Sieg der Qualität auf der ganzen Linie
kann natürlich erst nach Friedensschluß ange-
strebt werden. Vorläufig leben wir noch unter
dem unerhörten Zwang der völkerrechtswidrigen
Absperrungs-Maßnahmen Englands, das nicht
nur unser Volk aushungern, sondern auch unsere
Industrie vernichten will und uns deshalb in
eine Periode der Ersatzstoffe hineiogehetzt
hat, wie sie bisher unerhört war; Napoleons
Kontinentalsperre war dagegen ein Kinderspiel.
Daß wir gegenwärtig nicht mit Edelhölzern oder
Bronze, Faserstoffen aller Art, Harzen oder
Ölen wüsten können, liegt auf der Hand; selbst
Farbstoffe und Papier stehen uns nicht mehr in

unbegrenzter Menge und Güte zur Verfügung.
Gewiß, wir helfen uns überall, so gut wir können
und haben uns von der Technik und Chemie
mehr als vierzehn Nothelfer verschreiben lassen,
mit denen wir über die kritische Zeit gewiß
durchhalten werden. Aber die beständig wei-
ter umsichgreifende Surrogat-Wirtschaft,
gegen die sich leider auch unser Gewissen all-
mählich abzustumpfen beginnt, wird sofort nach
dem Eintritt normaler Verhältnisse wieder gründ-
lichst, mit eisernen Besen weggefegt werden
müssen, in erster Linie auf demGebiete desKunst-
handwerks. Ebensowenig, wie wir es dann
werden dulden dürfen, daß gute und teuere Roh-
stoffe durch unkünstlerische Verarbeitung ver-
geudet, also nicht voll ausgenützt werden, ebenso
wenig dürften wir auch dazu schweigen,wennVer-
suche unternommen werden sollten, minderwer-
tige Ersatzstoffe, die wir gegenwärtig „der Not
gehorchend, nicht dem eignenTriebe " verwenden
müssen, nachher in großem Umfange beizube-
halten und damit den guten Ruf unserer Erzeug-
nisse, namentlich im Auslande, wieder neuerlich
in Frage zu stellen. Unsere Zukunft auch in allen
Fragen des Werkstoffes wie der Technik wird

XXI. Jan.-Febr. 1918. 8
 
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