DER BILDNISMALER VIKTOR HAMMER.
VON ARTHUR ROESSLER—WIEN.
Für Viktor Hammer, der ein Auge besitzt,
das äußere Gegenstände mit der Kraft einer
Zange faßt, ist die Erscheinung des Menschen
ein Erlebnis der Außenwelt, die nur von außen
erkannt werden kann. Er zeichnet und malt
mit der gegen sich selbst gekehrten fana-
tischen Härte der wahren Ehrlichkeit, die nur
Unverfälschtes darbieten will, ausschließlich
das, was er sieht. Er interpretiert nicht, er
paraphrasiert nicht, er symbolisiert nicht, er
stellt einfach dar. Mit einer geistigen Ruhe
und handwerklichen Sicherheit, die meister-
lich zu nennen sind. Hammer weiß, das alles
geheimnisvoll seelische Dasein unerschöpflich
hinter den Formen der Kunst, sein Recht
heischend, vorhanden ist, und schafft eben
darum nur die Formen wieder. Er besitzt Ein-
bildungskraft, doch ist sie, trotz aller Reizbar-
keit, nicht herrschend, sondern beherrscht, und
ins Konstruktive, in die innere Architektur des
Bildaufbaues umgewandelt. In den Bildnissen
die Hammer malt, steht der Mensch gleichsam
außerhalb der Welt, sozusagen räum- und zeit-
los, einsam, groß und weltwirklichkeitsvergessen
da; der Dualismus zwischen Mensch und Land-
schaft ist in ihnen aufs stärkste betont, der
Hintergrund ist zur Abstraktion, der Raum zur
Fläche geworden, vor der ohne äußere Be-
wegung die menschliche Gestalt aufragt. Der
Zwang, den der Künstler auf das Modell aus-
übt, indem er es von der Hingabe an die lyrisch
stimmende Weite der Natur abhält, steigert die
Persönlichkeitswirkung des dargestellten Men-
schen ungemein. In der Tat ist es stets der
Einzige und sein Eigentum, was Hammer bild-
lich darstellt. Dieser Verzicht auf reale Be-
ziehungen zur Umwelt ist keine zur Tugend
verkehrte Not, sondern der bewußt mit Ernst
XXI. März 1018. 1
VON ARTHUR ROESSLER—WIEN.
Für Viktor Hammer, der ein Auge besitzt,
das äußere Gegenstände mit der Kraft einer
Zange faßt, ist die Erscheinung des Menschen
ein Erlebnis der Außenwelt, die nur von außen
erkannt werden kann. Er zeichnet und malt
mit der gegen sich selbst gekehrten fana-
tischen Härte der wahren Ehrlichkeit, die nur
Unverfälschtes darbieten will, ausschließlich
das, was er sieht. Er interpretiert nicht, er
paraphrasiert nicht, er symbolisiert nicht, er
stellt einfach dar. Mit einer geistigen Ruhe
und handwerklichen Sicherheit, die meister-
lich zu nennen sind. Hammer weiß, das alles
geheimnisvoll seelische Dasein unerschöpflich
hinter den Formen der Kunst, sein Recht
heischend, vorhanden ist, und schafft eben
darum nur die Formen wieder. Er besitzt Ein-
bildungskraft, doch ist sie, trotz aller Reizbar-
keit, nicht herrschend, sondern beherrscht, und
ins Konstruktive, in die innere Architektur des
Bildaufbaues umgewandelt. In den Bildnissen
die Hammer malt, steht der Mensch gleichsam
außerhalb der Welt, sozusagen räum- und zeit-
los, einsam, groß und weltwirklichkeitsvergessen
da; der Dualismus zwischen Mensch und Land-
schaft ist in ihnen aufs stärkste betont, der
Hintergrund ist zur Abstraktion, der Raum zur
Fläche geworden, vor der ohne äußere Be-
wegung die menschliche Gestalt aufragt. Der
Zwang, den der Künstler auf das Modell aus-
übt, indem er es von der Hingabe an die lyrisch
stimmende Weite der Natur abhält, steigert die
Persönlichkeitswirkung des dargestellten Men-
schen ungemein. In der Tat ist es stets der
Einzige und sein Eigentum, was Hammer bild-
lich darstellt. Dieser Verzicht auf reale Be-
ziehungen zur Umwelt ist keine zur Tugend
verkehrte Not, sondern der bewußt mit Ernst
XXI. März 1018. 1