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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Graf-Berg, Oskar: Adolf Büger; München, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0361

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adolf büger—münchen.

gemälde »flusslandschaft«

ADOLF BÜGER-MÜNCHEN.

In diesem Maler besitzt die heutige, junge
Münchner Künstlergeneration vielleicht das
nennenswerteste Talent, auf das bei dieser Ge-
legenheit mit allem Nachdruck hingewiesen sei.
Hervorgegangen aus der Halm- und Jankschule
zeigen schon seine ersten Versuche überraschend
selbständigen Charakter. Seitdem hat sich
Büger mehr und mehr über die Bildermalerei
hinausgearbeitet und emporgerungen zu einer
Gestaltungskraft, die besonders in seinen reli-
giösen Werken weit vom malerischen Darstellen
traditioneller Malerei abweicht, ohne, wie wir
das in der letzten Zeit vielfach miterleben konn-
ten, ins Extrem zu fallen. Es ist vielmehr ein
immer intensiveres Anfassen, eine mit jedem
Werk zunehmende Wucht und Sicherheit, was
die Bilder dieses vielversprechenden Talentes
auszeichnet. Man fühlt, daß sich derselbe ernst-
licher, als kaum ein Anderer mit den tiefgreifen-
den Problemen neuer Kunst auseinandersetzte
und aus ihnen schöpfte, Konsequenz fand.

Wer heute die sechzehn Werke und die gra-
phischen Sachen des Künstlers durchwandelt,

kommt unschwer zu dieser Erkenntnis. Leider
ist der Raum nicht gegeben, der uns vergönnt,
auf jedes einzelne Bild näher einzugehen und
wir müssen uns damit begnügen, auf nur einige
typische Werke Bezug zu nehmen. Vor allem
haben wir hier eine durch ihre verhaltene Ge-
dämpf theit verklärte „Beweinung."

Ein oft angewandtes Motiv zerbricht hier vor
der Übergewalt des Erlebens — weitet sich —
ein Kunstwerk, monumental durch die Einfach-
heit, entsteht. Die Farbe ist gesättigt und voll,
ihre Sanftheit steigert sich besonders im ent-
seelten Erlöserkörper zu schreiloser Inbrunst.
Wundervoll gestuft ist die Figurengruppe, ver-
schmilzt, sodaß das Ganze letztlich wie ein
einziges Gesicht wirkt, aus dem der Glanz dieses
leidgequälten Christuskörpers herausglüht, wie
ein lebendiggewordenes Symbol. Zieht man
mit ein, daß es sich hier um ein Frühwerk des
Künstlers handelt, so kann man sein Staunen
nicht unterdrücken, über die unerhörteSicherheit
in der Gestaltung und findet es etwas rätselhaft,
wie es sein konnte, daß (schluss auf seite 352)
 
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