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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Servaes, Franz: Neue deutsche Tapeten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0377

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ENTWURF: FRAU J. V. KARDORFF. »DRUCKSTOFF« MARX & KI.EINBERGER.

NEUE DEUTSCHE TAPETEN.

Unsere jahrelange Absperrung vom Welt-
markt, so empfindlich sie sein mag, bedeutet
doch für die gesamte deutsche Industrie eine
ungemein fruchtbare Schule der Selbstbesinn-
ung und der Selbsterziehung. Ihrer Kraft und
Leistungsfähigkeit ist sie sich noch nie in dem
Maße bewußt geworden, wie in eben diesen
Jahren merkantiler Einschnürung und Ab-
schnürung. Selbst auf Gebieten, die mit dem
Kriege nicht das mindeste zu tun haben, ja die
ihm völlig abgekehrt sind, wie auf dem der
Tapetenmanufaktur, hat Deutschland sich seine
Regsamkeit bewahrt, während die sonst so stolze
Tätigkeit Englands, Frankreichs und selbst
Amerikas hier den Eindruck erweckt, als sei sie
völlig eingeschlafen. Es mag mit dem kräftigen
Antrieb, den, dank wunderlicher Verkettungen,
das Kunstinteresse überhaupt bei uns erfahren
hat, zusammenhängen, daß Bedarf und Nach-
frage für einen Artikel des künstlerischen Ge-
werbes vorhanden sind, der in so enger Weise
mit der dekorativen Ausgestaltung unserer

Wohnräume zusammenhängt. Aber wenn gleich-
zeitig das neutrale Ausland auf diesen deutschen
Fabrikationszweig in erhöhtem Maße aufmerk-
sam geworden ist, so muß wohl die Qualität
unserer Erzeugnisse dazu Veranlassung bieten,
in der sich die ungebrochene Produktionskraft
unserer nationalen Energie in so überraschender
Weise kundgibt. Wer Gelegenheit erhielt, die
Verkaufs- und Lagerräume einer großen Firma
dieser Art, wie des Berliner Hauses Adolph
Burchardt Söhne, zu besichtigen, hat sich
durch den Augenschein davon überzeugen
können, daß der Herstellerehrgeiz hier keines-
wegs feiert, sondern zu neuer und reger Be-
tätigung sich anspornen läßt.

Man ist im allgemeinen mit Recht überein-
gekommen, der Tapete einen nicht zu selb-
ständigen Wert in der dekorativen Gesamt-
wirkung eines Wohnraumes zuzusprechen. Man
erwartet von ihr Unterordnung und Diskretion.
Die Möbel, die Bilder, die Vorhänge sollen sich
gut und wirksam von ihr abheben. Sie darf

XXI. Man 1918. 5
 
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