DOI Artikel:
Utitz, Emil: Kunstgewerbliche Graphik, [3]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0393
Kunstgewerbliche Graphik.
Absatzes, nicht auf die Höhe des Preises, der
für das einzelne Exemplar gezahlt wird. Sind
die Anschaffungskosten beträchtlich, bedarf es
für die meisten erst längerer Erwägung; ein
schnelles Zugreifen ist nur möglich, wenn keine
erheblichen materiellen Opfer verlangt werden.
Wer Provinzverhältnisse einigermaßen kennt,
weiß, daß sich meist der Künstler verpflichtet
wähnt, einen hohen Preis zu fordern, um seiner
„Reputation" nicht zu schaden. Aber er ist
gern bereit, unter der Hand viel wohlfeiler zu
verkaufen. Dadurch ist ein Zustand der Unso-
lidilät geschaffen, der das Publikum abschreckt
und ein Handeln und Feilschen zur Folge hat,
das bisweilen geradezu widerwärtig ist. Diese
kunstgewerbliche Graphik müßte allenthalben
gleich Büchern zu festen, niedrigen Preisen er-
hältlich sein, und der Käufer müßte die begrün-
dete Überzeugung haben, daß er nirgends durch
günstige „Gelegenheit" die betreffenden Arbei-
ten billiger erstehen kann. Die Aussicht auf die
günstige Gelegenheit ist ja bekanntlich über-
haupt ein Krebsschaden des gesamten Kunst-
handels. Es darf keine Nieten und keine großen
Lose geben. Sonst wird nur das Publikum in
die Trödlerläden gedrängt. Hier gründliche
Ordnung zu stiften, liegt im dringenden Interesse
aller Künstler. Sie müssen daher alle schwan-
kenden „Gelegenheiten" ausschalten und vor
allem kunstgewerbliche Graphik als eine Ware
betrachten, deren Preis sehr niedrig, aber fest ist.
Diese äußerlichen Fragen sind tatsächlich für
den praktischen Betrieb von nicht zu unter-
schätzender Wichtigkeit.
Es besteht jedoch kein Anlaß, das Feld der
kunstgewerblichen Graphik auf das Geographi-
sche zu beschränken: es gibt andere, nicht minder
dankbare Gebiete, die auffallend vernachlässigt
werden. Ich meine graphische Kopien nach
berühmten Meisterwerken von Malerei, Plastik
oder Architektur, dann Illustrationen und Por-
träts bekannter Persönlichkeiten. Gute einzelne
Erzeugnisse hat zweifellos die moderne Graphik
geboten: so z. B. die genialen Illustrationen von
ENTWURF: BUNBURY. GRAVIERT VON BARTOLOZZI. »BENEFIZKARTE«
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Absatzes, nicht auf die Höhe des Preises, der
für das einzelne Exemplar gezahlt wird. Sind
die Anschaffungskosten beträchtlich, bedarf es
für die meisten erst längerer Erwägung; ein
schnelles Zugreifen ist nur möglich, wenn keine
erheblichen materiellen Opfer verlangt werden.
Wer Provinzverhältnisse einigermaßen kennt,
weiß, daß sich meist der Künstler verpflichtet
wähnt, einen hohen Preis zu fordern, um seiner
„Reputation" nicht zu schaden. Aber er ist
gern bereit, unter der Hand viel wohlfeiler zu
verkaufen. Dadurch ist ein Zustand der Unso-
lidilät geschaffen, der das Publikum abschreckt
und ein Handeln und Feilschen zur Folge hat,
das bisweilen geradezu widerwärtig ist. Diese
kunstgewerbliche Graphik müßte allenthalben
gleich Büchern zu festen, niedrigen Preisen er-
hältlich sein, und der Käufer müßte die begrün-
dete Überzeugung haben, daß er nirgends durch
günstige „Gelegenheit" die betreffenden Arbei-
ten billiger erstehen kann. Die Aussicht auf die
günstige Gelegenheit ist ja bekanntlich über-
haupt ein Krebsschaden des gesamten Kunst-
handels. Es darf keine Nieten und keine großen
Lose geben. Sonst wird nur das Publikum in
die Trödlerläden gedrängt. Hier gründliche
Ordnung zu stiften, liegt im dringenden Interesse
aller Künstler. Sie müssen daher alle schwan-
kenden „Gelegenheiten" ausschalten und vor
allem kunstgewerbliche Graphik als eine Ware
betrachten, deren Preis sehr niedrig, aber fest ist.
Diese äußerlichen Fragen sind tatsächlich für
den praktischen Betrieb von nicht zu unter-
schätzender Wichtigkeit.
Es besteht jedoch kein Anlaß, das Feld der
kunstgewerblichen Graphik auf das Geographi-
sche zu beschränken: es gibt andere, nicht minder
dankbare Gebiete, die auffallend vernachlässigt
werden. Ich meine graphische Kopien nach
berühmten Meisterwerken von Malerei, Plastik
oder Architektur, dann Illustrationen und Por-
träts bekannter Persönlichkeiten. Gute einzelne
Erzeugnisse hat zweifellos die moderne Graphik
geboten: so z. B. die genialen Illustrationen von
ENTWURF: BUNBURY. GRAVIERT VON BARTOLOZZI. »BENEFIZKARTE«
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