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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Habich, Georg: Neue Münchener Medaillen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0395

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NEUE MÜNCHENER MEDAILLEN.

VON GEORG HABICH.

Uber Münchener Medaillenkunst zu schrei-
ben, wäre noch vor einem Dezennium ein
Ding der Unmöglichkeit gewesen, aus dem ein-
fachen Grunde, weil es so gut wie keine Münch-
ner Medaillen gab, die mit Kunst zu tun hatten.
Daß sichheute ein fester Begriff damit verbindet,
ist das Ergebnis einer Entwicklung von wenigen
Jahren, einer schnellen Entwicklung, die bereits
zu einer gewissen Hypertrophie geführt hat.
Eine Anschauung davon gibt jetzt bequem das
Buch von Max Bernhart „Die Münchener Me-
daillenkunst der Gegenwart" (München, Olden-
bourg,1917). 64 Tafeln vereinigen die Produktion
der letzten Jahre nach Künstlern geordnet. Ein
warm geschriebenes Begleitwort verbreitet sich
über das Problem der Medaille, über ihreTheorie
und Technik. Vielleicht hätte man sich die Aus-
wahl etwas kritischer gewünscht, die Gruppier-
ung statt in alphabetischer Folge der Künstler-
namen nach inneren stilistischen Gesichtspunk-
ten vorgenommen denken können und im Text
die historische Entstehung lieber deutlicher her-
ausgestellt gesehen. Ich versuche dies hier.

Im Jahre 1895 erschien als vielversprechen-
der Vorläufer die Bismarck-Medaille von Hilde-
brand, deren starker populärer Erfolg den Be-
weis lieferte, daß Kunst nicht notwendig kon-
ventionell und süß sein muß, um volkstümlich
zu werden. Einige Jahre später machte dann

Georg Römer den Versuch, die durch das Ma-
schinenverfahren verdrängte und nahezu gänz-
HchinVerfallgerateneTechnikdesaltenStempel-
schnitts, den direkten Tief schnitt in Eisen wieder
zu beleben. Einige talerartig flache Schau-
münzen mit figürlichen Darstellungen von seiner
Hand sind als Früchte dieses Bemühens ver-
einzelt geblieben. Wenig später hat sich dann
Max Dasio in der gleichen Richtung versucht,
aber auch hier hatte es mit einer allzu kurzen
Reihe originell erfundener Schaustücke münz-
artigen Charakters sein Bewenden. Es blieb
beim Versuch, und überblickt man heute das
Wenige, was auf dem Gebiete der Prägemedaille
geleistet wird, so muß man gestehen, daß man
von dem hochgesteckten Ziel, nämlich der antik-
griechischen Münze, weiter entfernt ist denn je.
Nur jahrelange schulmäßige Übung könnte hier
langsam wiedergewinnen, was die Mechanisier-
ung des alten Handwerks verdorben hat.

Umso freier, reicher, lebendiger entwickelt
sich dagegen auf dem Münchener Boden die Guß-
medaille. Auch hier ist als Führer und Weg-
weiser Max Dasio zu nennen. Das gilt zunächst
in Hinsicht des Technischen, aber es ist nicht zu
verkennen, daß die von Dasio zuerst konsequent
vertretene Technik ein stilbildendes Element ge-
worden ist. Auf Grund des reichen Anschau-
ungsmaterials, das ihm die Münchener Samm-
 
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