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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Fechter, Paul: Zu neuen Arbeiten Max Pechsteins
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0020

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Zu neuen Arbeiten Max Pechsteins

Verhältnis zum Menschen mit einer zugleich
sachlichen und erlebten Intensität zu umschrei-
ben, die er mit den vielen Porträts in seinem
gemalten Werk immer gesucht hatte. Es zeigt
sich der merkwürdige Vorgang, daß das Resultat
eines malerischen Kampfs mit den Dingen —
eine zeichnerische Form ist. Pechstein sollte ein-
mal eine Reihe von Zeitgenossen auf diese Weise
porträtieren; es käme ein Dokument unserer
Epoche zustande, wie es trotz aller expressio-
nistischen Bildnisse und Porträts der neuen
Sachlichkeit so intensiv noch nicht besitzen.

Neben diesen Zeichnungen hat Pechstein in
den letzten Jahren in seinen sommerlichen Ar-
beitstagen an der Ostsee in Leba, bei einem
längeren Aufenthalt in der Schweiz wieder und
wieder Landschaften gemalt. Der veränderten
Welt des Gebirges ist er am stärksten in einer
Fülle herrlicher Aquarelle nahegekommen; an

der Ostsee hat er ein paar sehr einfache, in
Thema ganz schlichte Bilder geschaffen, eine
Landungsbrücke, Boote, ein paar Häuser, in
denen das Reifgewordensein seiner Seele wie
seines Könnens den ersten ganz starken Aus-
druck gefunden hat. Die Kraft des Welter-
greifens mit allen Sinnen ist die alte geblieben;
sie ist aber jetzt so beherrscht, daß die Resul-
tate etwas ganz Beruhigtes, aus innerem Besitz
Strahlendes bekommen haben. Man erkennt
vor ihnen noch einmal, daß dieser Maler von
all seinen Zeitgenossen das größte Glück mit-
bekommen hat, nämlich eine unverbrauchte,
ganz unmittelbare, einfache Kraft des Lebens,
die ihn zuweilen wohl irren und vorbeihauen
läßt, die aber die Ergebnisse seiner Arbeit, über
denen das Glück der Stunde stand, zu den reif-
sten und schönsten und wirklich bleibenden
Dokumenten unserer Generation macht. p. f.

MAX PECHSTEIN. »SCHLAFENDER HÄNDLER«
 
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