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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Ankwicz-Kleehoven, Hans: Neue Arbeiten Victor Hammers
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0033

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VICTOR
HAMMER.
»BILDNIS
DRAU KR.«

NEUERE ARBEITEN VICTOR HAMMERS

Die Zahl der Künstler, die unbeirrt vom
Feldgeschrei der verschiedenen „Rich-
tungen" bloß der eigenen innern Stimme ge-
horchend auf selbstgewähltem Pfade stetig wei-
terschreiten, ist gegenwärtig keine allzu große.
Man schilt sie unmodern, weil sie die Schlag-
worte des Tages verachten, allein sie sind so
manchem andern durch die Konsequenz über-
legen, mit der sie ein klar vorgezeichnetes Ziel
verfolgen, und stark durch die Unabhängigkeit,
die sie sich nach allen Seiten zu wahren wissen.
Solch ein Eigenbrötler ist auch der Wiener Maler
Victor Hammer, dessen Schaffen in dieser
Zeitschrift bereits einmal gewürdigt wurde.
Er hat das Glück gehabt, schon in verhältnis-
mäßig jungen Jahren seinen Stil zu finden, und
ist ihm seither treu geblieben, in unermüdlicher
Arbeit das Errungene ausbauend und in tech-
nischer Hinsicht bis zur letzten Vollkommenheit
verfeinernd. Weltmännisch in seinem Gehaben,
Europäer in bestem Sinne des Wortes, sucht

Hammer dennoch die Einsamkeit, denn die
Wohläbgewogenheit seiner Bildkompositionen
und die Harmonie seines Kolorits erfordern ein
seelisches Gleichgewicht, das den Lärm und die
Hast der Großstadt nicht verträgt. Darum flüch-
tete er unmittelbar nach dem Kriege aus der
Unruhe Wiens in das kleine St. Martin bei Ried
und wandte 1922 der Heimat ganz den Rücken,
um deutsche Künstlersehnsucht verwirklichend
eine Zeitlang auf italienischer Erde zu leben
und unter der Sonne des Südens „zu sehen,
was Farbe ist". In Settignano bei Florenz hat
er sich ein Atelier eingerichtet, wo er neben
der Malerei auch der Schabkunst und dem
Schriftschneiden obliegt. Hammer ist nämlich
schon seit Jahren mit der Herstellung einer ein-
heitlichen Schreib- und Druckschrift, der „Ham-
mer- Unziale", beschäftigt, deren erste Probe
1925 bei Gebr. Klingspor in Offenbach erschien.
Nun arbeitet er emsig an den verbesserten Typen
seiner Unziale und hofft dieselben in Bälde dem

Xxx- April 1927. 3 •
 
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