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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Ritter, Heinrich: Ein Landhaus am Starnbergersee
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0055

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F. A. BREUHAUS—DÜSSELDORF

»SEESEITE DES LANDHAUSES«

EIN LANDHAUS AM STARNBERGERSEE

Oberbayrische Landschaft hat tiefwirkende
Reize, die auf einer seltenen Verbindung
von Kraft und Zartheit beruhen. In den Formen
wie in den Farben ist diese Verbindung durch-
geführt. Nicht an das eigentliche Hochgebirge
ist dabei gedacht, sondern an die bewaldeten
Vorberge, an die Hügellandschaften um die Seen
im Süden von München. Man erinnere sich,
was Karl Haider, der „magische Realist", Rudolf
Sieck, der lyrische Illustrator der Natur, und
manche andere von dieser Landschaft erzählt
haben. Auch in den kleineren Bewegungen
dieser Landschaft ist immer eine große Form,
die sich mächtig steigert durch die — man ist
versucht, zu sagen: künstlerische Art, wie sich
düstere Fichtenschläge mit gewölbten Wiesen-
und Ackerflächen verbinden und überschneiden.
Wenige Landschaftsformen sind so voll und
plastisch modelliert wie die Höhen um den
Starnberger- und Ammersee. Selten findet man
landschaftliche Anmut so von Herbe gewürzt
wie hier. Wie es um die farbige Erscheinung
dieses Fleckens Erde bestellt ist, gibt auch dem
Fernerstehenden die Farben welt der Münchener
Landschaftsmalerei zu erkennen. Zwar schwim-
men hier nicht die dröhnenden, samtigen, wie
Orgelakkorde gefügten Töne über den Dingen
wie im Dachauer Moos. Aber es ist eine durch-

dringende Klarheit in der Luft, die alle Farben
schwungvoll und klingend macht und sie in
kräftigen Flächen charaktervoll nebeneinander
stellt. Zugleich bringt diese Klarheit der Luft
auch jene fast unirdischen Wirkungen der Zart-
heit hervor, wie man sie in ähnlicher Weise und
aus gleichen Gründen in Oberitalien, in Holland
findet. Und so vereinigt sich hier alles, um ein
Landschaftsbild zu erzeugen, das dem Menschen
vielfältig entgegenkommt und ihm Freude und
tiefe Befriedigung gibt.

Kein Wunder, daß sich auch der Architekt,
soweit er Baukünstler ist, von dieser Land-
schaft ergriffen und verpflichtet sieht. Das Haus,
von dem hier die Rede sein soll, liegt am West-
ufer des Starnbergersees, unweit Feldafing, das
sich schon vor mehreren Jahrzehnten zum vor-
nehmen Villenstädtchen zu entwickeln begonnen
hat. Das Haus ist auf einer Anhöhe errichtet,
deren Niveaulinien eine sehr charakteristische
ovale Form zeigen. Fritz August Breuhaus hat
diese Anregung des Geländes mit der ihm eige-
nen, feinnervigen Empfindung aufgenommen und
sie im Grundriß des Hauses weitgehend aus-
gewirkt. Hieraus und aus manchen anderen
Gegebenheiten ist nun eine architektonische
Dichtung entstanden, die eine ganze Reihe
feiner Reize bietet. Angelehnt an Waldpartien
 
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