Das neue Heim
ein museumshaft vollkommenes Kunst-
werk, in dem der Bewohner selbst
gleichsam nur geduldet lebt, sondern
unmittelbarer, und nicht als Lebens-
rahmen. Er ist ohne den Bewohner
sinnlos wie ein Kleid im Schrank. Hier
grenzt die scheinbar nur ästhetische Be-
trachtung ans Moralische: in Räumen,
die so sehr vom Bewohner abhängen,
bekommt jedes Wort und jede Geste
eine höhere Verantwortung. Man wird
in diesen, bis an die Grenze des As-
ketischen von allem Überflüssigen ge-
reinigten Räumen (Kienzle, Scheibler)
vielleicht weniger reden und sich ge-
nauer überlegen, was man sagt. Die
muffig-satte Art von Gemütlichkeit ist
nicht mehr unser Ideal, die fünfe grad
sein lassen konnte, weil es in ihrer
Überladung auf das Einzelne und auf
mehr oder weniger nicht mehr ankommt.
Wir suchen vielmehr Räume, die uns
durch ihre kühle Klarheit und Leichtig-
keit helfen können, ein allzu problema-
tisch gewordenes Dasein zu ertragen.
Schnitt.
3^5
L
O
o
1_
[ !
c
ARCHITEKT WILHELM KIENZLE—ZÜRICH. »EINZIMMER-WOHNUNG«
ein museumshaft vollkommenes Kunst-
werk, in dem der Bewohner selbst
gleichsam nur geduldet lebt, sondern
unmittelbarer, und nicht als Lebens-
rahmen. Er ist ohne den Bewohner
sinnlos wie ein Kleid im Schrank. Hier
grenzt die scheinbar nur ästhetische Be-
trachtung ans Moralische: in Räumen,
die so sehr vom Bewohner abhängen,
bekommt jedes Wort und jede Geste
eine höhere Verantwortung. Man wird
in diesen, bis an die Grenze des As-
ketischen von allem Überflüssigen ge-
reinigten Räumen (Kienzle, Scheibler)
vielleicht weniger reden und sich ge-
nauer überlegen, was man sagt. Die
muffig-satte Art von Gemütlichkeit ist
nicht mehr unser Ideal, die fünfe grad
sein lassen konnte, weil es in ihrer
Überladung auf das Einzelne und auf
mehr oder weniger nicht mehr ankommt.
Wir suchen vielmehr Räume, die uns
durch ihre kühle Klarheit und Leichtig-
keit helfen können, ein allzu problema-
tisch gewordenes Dasein zu ertragen.
Schnitt.
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ARCHITEKT WILHELM KIENZLE—ZÜRICH. »EINZIMMER-WOHNUNG«