Der Maler Utrillo
MAURICE
UTRILLO
»MONT-
MARTRE«
BESITZ DER STÄDTISCHEN KUNSTHALLE—MANNHEIM
und Mauern im Raum, lehmgelbe Straßen und
kalkig weiße Mauern, die keinen Schatten wer-
fen, rechtwinklig scharfgeschnittene Häuser-
fronten, die malerische Oberfläche auf eine
schwarzweiße Dominante abgestimmt. In seiner
letzten Schaffenszeit, seit 1914 etwa, ist Utrillo
zu einem buntfarbigen Kolorit überge-
gangen. Das baumeisterhaft geschichtete Ge-
rüst seiner Architekturen ist geblieben — er
selbst nannte sich einmal einen Maurer — aber
die Flächen haben sich mit bunten Farben be-
kleidet. Farbig strahlt der Himmel, bunt leuch-
ten die Häuser, die Straßen, die Menschen.
Man hat diese Bilder durch die Erzählung von
Freunden des Künstlers diskreditieren wollen,
die berichten, Utrillo male viele dieser An-
sichten nach farbigen Postkarten. Als ob nicht
auch der banalste Anlaß das schöpferische Werk
auslösen könnte, wenn nur die Vision leuchtet,
das innere Gesicht geheimnisvoll glüht! Cezanne
hat viele seiner traumhaften Stilleben nach
Stoffblumen gemalt.
Die Künstler früherer Jahrhunderte malten
in gläubiger Demut den Herrn am Kreuz, die
Jungfrau und Mutter Maria, die Landschaft der
sieben Schöpfungstage, durch die Gottes Atem
weht, das himmlische Jerusalem mit den jubi-
lierenden Chören der Heiligen und der hieratisch
thronenden Dreifaltigkeit. Vor dem Maler dieser
Tage, sofern er nicht willens ist Glück und Last
einer freiwilligen Verbannung zu tragen, ist das
Gesicht der Großstadt aufgerichtet, auf daß er
ihre Fassade, ihre Atmosphäre, ihren leben-
steigernden und lebenwürgenden Rhythmus er-
MAURICE
UTRILLO
»MONT-
MARTRE«
BESITZ DER STÄDTISCHEN KUNSTHALLE—MANNHEIM
und Mauern im Raum, lehmgelbe Straßen und
kalkig weiße Mauern, die keinen Schatten wer-
fen, rechtwinklig scharfgeschnittene Häuser-
fronten, die malerische Oberfläche auf eine
schwarzweiße Dominante abgestimmt. In seiner
letzten Schaffenszeit, seit 1914 etwa, ist Utrillo
zu einem buntfarbigen Kolorit überge-
gangen. Das baumeisterhaft geschichtete Ge-
rüst seiner Architekturen ist geblieben — er
selbst nannte sich einmal einen Maurer — aber
die Flächen haben sich mit bunten Farben be-
kleidet. Farbig strahlt der Himmel, bunt leuch-
ten die Häuser, die Straßen, die Menschen.
Man hat diese Bilder durch die Erzählung von
Freunden des Künstlers diskreditieren wollen,
die berichten, Utrillo male viele dieser An-
sichten nach farbigen Postkarten. Als ob nicht
auch der banalste Anlaß das schöpferische Werk
auslösen könnte, wenn nur die Vision leuchtet,
das innere Gesicht geheimnisvoll glüht! Cezanne
hat viele seiner traumhaften Stilleben nach
Stoffblumen gemalt.
Die Künstler früherer Jahrhunderte malten
in gläubiger Demut den Herrn am Kreuz, die
Jungfrau und Mutter Maria, die Landschaft der
sieben Schöpfungstage, durch die Gottes Atem
weht, das himmlische Jerusalem mit den jubi-
lierenden Chören der Heiligen und der hieratisch
thronenden Dreifaltigkeit. Vor dem Maler dieser
Tage, sofern er nicht willens ist Glück und Last
einer freiwilligen Verbannung zu tragen, ist das
Gesicht der Großstadt aufgerichtet, auf daß er
ihre Fassade, ihre Atmosphäre, ihren leben-
steigernden und lebenwürgenden Rhythmus er-