Lasar Segall
LASAR
SEGAI1
GUITARRE-
SPIELERIN
Gestaltens, sondern der formale Charakter
bleibt immer streng und oft fast starr gewahrt
und erst durch die Abstufung in der Palette, in
der meist violett und grau bestimmend sind,
und durch das expressive Auswägen der Ge-
sichts- u. Körperformen entsteht der stimmungs-
hafte Gehalt. Dabei ist es bezeichnend, daß nur
der Mensch oder vielmehr einige menschliche
Gestalten dargestellt werden und daß durch-
weg eine thematische Begrenzung stattfindet,
die ihrerseits schon durch die Titel einiger
seiner Gemälde, beispielsweise „Nach dem Pro-
grom" (1908), „Kaddisch" (1918), „Witwe"
(1920) und „ZweiFrauen" (1920), festgelegt sind.
Schon in diesen Gemälden zeigt sich eine
Entwicklung, die formal bis an die Grenze ab-
soluter Vereinfachung reicht. Zeitweilig scheint
diese konsequente Einschränkung der Bildge-
samtheit auf gerade noch wesentlich notwendige
Elemente schon überspitzt und nicht mehr recht
ergiebig, zumal die frühere Farbwahl einer
helleren Skala zu weichen beginnt. Aber ge-
legentlich kündigt sich hier schon etwas an, was
auf eine Wandlung der Weltbetrachtung über-
haupt hinweist. Der vorherrschende Zug eines
dunklen Pessimismus tritt nicht mehr absolut
als psychischer Träger der Einheit des Bildes
auf, sondern weicht mehr objektiveren und
LASAR
SEGAI1
GUITARRE-
SPIELERIN
Gestaltens, sondern der formale Charakter
bleibt immer streng und oft fast starr gewahrt
und erst durch die Abstufung in der Palette, in
der meist violett und grau bestimmend sind,
und durch das expressive Auswägen der Ge-
sichts- u. Körperformen entsteht der stimmungs-
hafte Gehalt. Dabei ist es bezeichnend, daß nur
der Mensch oder vielmehr einige menschliche
Gestalten dargestellt werden und daß durch-
weg eine thematische Begrenzung stattfindet,
die ihrerseits schon durch die Titel einiger
seiner Gemälde, beispielsweise „Nach dem Pro-
grom" (1908), „Kaddisch" (1918), „Witwe"
(1920) und „ZweiFrauen" (1920), festgelegt sind.
Schon in diesen Gemälden zeigt sich eine
Entwicklung, die formal bis an die Grenze ab-
soluter Vereinfachung reicht. Zeitweilig scheint
diese konsequente Einschränkung der Bildge-
samtheit auf gerade noch wesentlich notwendige
Elemente schon überspitzt und nicht mehr recht
ergiebig, zumal die frühere Farbwahl einer
helleren Skala zu weichen beginnt. Aber ge-
legentlich kündigt sich hier schon etwas an, was
auf eine Wandlung der Weltbetrachtung über-
haupt hinweist. Der vorherrschende Zug eines
dunklen Pessimismus tritt nicht mehr absolut
als psychischer Träger der Einheit des Bildes
auf, sondern weicht mehr objektiveren und