HERMANN
HALLER.
»BILDNIS-
BÜSTE«
HERMANN HALLER
Manche Leute stellen sich den Bildhauer
Hermann Haller als zarten Jüngling vor,
der mit eleganten, langfingerigen, durchschei-
nenden Händen seine höchst sensitiven weib-
lichen Akte modelliert. Aber Haller ist ein der-
ber hochgewachsener Bursche, was man so „in
den besten Jahren" nennt, blauäugig, mit dröh-
nendem Organ und ausgelassener Fröhlichkeit.
Nachdem er jahrzehntelang durch die Welt ge-
laufen, in Rom, Paris, Berlin studiert, mit seiner
Jacht auf dem Mittelmeer herumgefahren, wilde
Pferde zugeritten, geboxt, gefochten, lebt er
jetzt in Zürich und arbeitet in einem schuppen-
haften Atelier inmitten eines verwunschenen
Gartens. Zwei langhaarige Hunde, Romulusund
Remus, bewachen die Tür wie die Drachen die
Höhle des Zauberers im Märchen. Naht man sich,
so erheben sie ein unbändiges Gekläff, stürzen
sich auf die Waden des wohlmeinenden Bürgers
und sind erst zu beruhigen, wenn man ihnen zu
verstehen gibt, daß man eine Plastik bestellen
werde und sie sofort zur Hälfte bar bezahlt.
Haller gehört nicht zu jenen tiefsinnigen Bild-
hauern, die, an den Nägeln kauend, mit gefal-
teter Stirn über die letzten Probleme der abso-
luten Plastik nachsinnen, um dann am Ende
etwas sicherlich Bedeutendes aber schlechter-
dings Ungenießbares zu Tage zu fördern. Durch
und durch Künstler, verwachsen mit einem
fruchtbaren Boden, dem er entstammt, lebend
unter einer gütigen Sonne, die mild wärmend
die Gestade eines halbmittäglichen Sees be-
scheint, hat er nur das Bedürfnis, immer wieder
den Menschen zu sagen, wie schön diese Dinge
sind. Daß in dieser, wie spielend unter seinen
Händen entstehenden Produktion der klare,
wägende Geist des durchaus nicht tumben
Künstlers waltet, der sehr wohl sich dessen
bewußt ist, was er schafft, die Prinzipien seiner
Kunst sehr gut erkennt, ist eine andere Ange-
legenheit. Der Beschauer weiß davon nichts
und braucht auch nichts davon zu wissen.
In der letzten Zeit sind immer mehr monu-
mentale Plastiken von ihm entstanden. Für
HALLER.
»BILDNIS-
BÜSTE«
HERMANN HALLER
Manche Leute stellen sich den Bildhauer
Hermann Haller als zarten Jüngling vor,
der mit eleganten, langfingerigen, durchschei-
nenden Händen seine höchst sensitiven weib-
lichen Akte modelliert. Aber Haller ist ein der-
ber hochgewachsener Bursche, was man so „in
den besten Jahren" nennt, blauäugig, mit dröh-
nendem Organ und ausgelassener Fröhlichkeit.
Nachdem er jahrzehntelang durch die Welt ge-
laufen, in Rom, Paris, Berlin studiert, mit seiner
Jacht auf dem Mittelmeer herumgefahren, wilde
Pferde zugeritten, geboxt, gefochten, lebt er
jetzt in Zürich und arbeitet in einem schuppen-
haften Atelier inmitten eines verwunschenen
Gartens. Zwei langhaarige Hunde, Romulusund
Remus, bewachen die Tür wie die Drachen die
Höhle des Zauberers im Märchen. Naht man sich,
so erheben sie ein unbändiges Gekläff, stürzen
sich auf die Waden des wohlmeinenden Bürgers
und sind erst zu beruhigen, wenn man ihnen zu
verstehen gibt, daß man eine Plastik bestellen
werde und sie sofort zur Hälfte bar bezahlt.
Haller gehört nicht zu jenen tiefsinnigen Bild-
hauern, die, an den Nägeln kauend, mit gefal-
teter Stirn über die letzten Probleme der abso-
luten Plastik nachsinnen, um dann am Ende
etwas sicherlich Bedeutendes aber schlechter-
dings Ungenießbares zu Tage zu fördern. Durch
und durch Künstler, verwachsen mit einem
fruchtbaren Boden, dem er entstammt, lebend
unter einer gütigen Sonne, die mild wärmend
die Gestade eines halbmittäglichen Sees be-
scheint, hat er nur das Bedürfnis, immer wieder
den Menschen zu sagen, wie schön diese Dinge
sind. Daß in dieser, wie spielend unter seinen
Händen entstehenden Produktion der klare,
wägende Geist des durchaus nicht tumben
Künstlers waltet, der sehr wohl sich dessen
bewußt ist, was er schafft, die Prinzipien seiner
Kunst sehr gut erkennt, ist eine andere Ange-
legenheit. Der Beschauer weiß davon nichts
und braucht auch nichts davon zu wissen.
In der letzten Zeit sind immer mehr monu-
mentale Plastiken von ihm entstanden. Für