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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Hofmann, Ludwig von: Ludolf Verworner: Ein Nachruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0171

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LUDOLF VERWORNER t

»FLORENTINER LANDSCHAFT«

LUDOLF VERWORNERf

EIN NACHRUF VON L. VON HOFMANN

Von dem deutschen Maler in Florenz, über
dessen selbstgewählten Tod am 14. Januar
dieses Jahres die Zeitungen kurz berichtet haben,
wußten nur die, mit denen das Leben ihn in
Berührung gebracht hatte. Erst dieser tragische
Abschluß eines Künstlerdaseins machte den
Namen Ludolf Verworner weiteren Kreisen be-
kannt. Unbekannt bliebe auch weiterhin Per-
sönlichkeit, Schicksal und der reiche Inhalt des
Schaffens eines hochbegabten Künstlers, wenn
man das Schweigen bewahren wollte, in das er
selbst sein Werk unter dem Zwang innerer Be-
weggründe in Verbindung mit den Eigentüm-
lichkeiten seines Lebensweges gehüllt hat.

Als einen der begabtesten Schüler der Dresd-
ner Akademie lernte ich ihn im Malsaal von
Leon Pohle in den achtziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts kennen. In Erscheinung und
Wesen der geniale junge Künstler, ohne im ge-
ringsten dafür zu posieren, mit etwas von dem
romantischen Anhauch der Figuren aus Murgers
Boheme, übte er auf alle, die ihm begegneten,
einen starken persönlichen Reiz aus. Noch in

den letzten Jahren zeigte sein Antlitz deutlich
die Spuren eines energisch vibrierenden geisti-
gen Lebens, einer impulsiven glühenden Natur,
die Spuren einer warmherzigen geraden Gesin-
nung, aber auch die der nervösen Spannungen
und seelischen Leiden, die zusammenwirken
mußten, um solche Züge zu meißeln.

1864 in Leipzig geboren — sein Vater, der
früh starb, war Tischlermeister — mußte Ver-
worner schon während des Studiums sich nach
allerhand Erwerbstätigkeit umtun, wobei un-
mögliche Porträtaufträge noch am ehesten künst-
lerisch auszunutzen waren.

Dann wurde er, im Alter von 31 Jahren,
durch eine glückliche Heirat, die zu einer über-
aus harmonischen Ehe führte, plötzlich aller
materiellen Not und Sorge entrückt.

Nun konnten Reisepläne ausgeführt werden.
Nachdem das Ehepaar einige Zeit in Paris gelebt
hatte, öffnete ihm Italien seine Quellen von
Licht und Wärme, von unvergänglicher Schön-
heit in Kunst, Natur und Leben. Verworner
verfiel dem gewaltigen Reiz, in dem er zugleich

XXX. Juni 192T. 3
 
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