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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Hofmann, Ludwig von: Ludolf Verworner: Ein Nachruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0172

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Ludolf Verworner

LUDOLF VERWORNER j

GEMÄLDE »KOMPOSITION«

die willkommenste Anregung zu künstlerischer
Arbeit begeistert erfaßte, und bald reifte der
Entschluß, sich dauernd in dem Land so vieler
Herrlichkeiten niederzulassen. Ein altes, ein-
faches, aber geräumiges Landhaus bei Florenz,
auf halber Höhe des von dem Städtchen Fiesole
gekrönten Cypressenhügels mit einem terrassen-
förmig ansteigenden Olivengarten wurde durch
einen Atelieranbau zu einem Malerwohnsitz
umgewandelt, wie er sich nicht schöner träumen
ließ. Dort hat Verworner in etwa anderthalb
Jahrzehnten bis zum Ausbruch des Krieges wohl
seine glücklichste Zeit verbracht: an der Seite
der treu sorgenden Gattin, frei und unabhängig
zwischen dem Atelier und der kleinen Bauern-
wirtschaft lebend, keinerlei gesellschaftlichem
Zwang unterworfen. Durchaus ohne mondäne
Neigungen war er allem konventionellen Ver-
kehr gründlich abhold. Wenige Menschen, die
ihn interessierten, zog er den vielen vor, die
ihn langweilten. Florenz und Umgebung litten
niemals Mangel an eigenartigen, ins Abenteuer-
liche schillernden Existenzen; unter ihnen fan-
den sich manche wertvolle Persönlichkeiten,
mit denen Verworner in freundschaftliche Be-
ziehung trat. Im vertrauten Kreis gleichge-

stimmter Seelen konnte er der heiterste Ge-
sellschafter sein. Er hatte eine erstaunliche
Gabe, absonderliche Dinge zu erleben, die er
dann leuchtenden Auges zum Besten gab, die
Schwächen und komischen Seiten der lieben
Mitmenschen mit scharfem Blick heraushebend,
ohne bei der ihm eigenen Güte und Ritterlich-
keit jemals verletzend zu werden.

Was sein freiwilliges Outsidertum von Tragik
etwa in sich barg, kam ihm damals sicherlich
nicht zum Bewußtsein. Und in diesen Jahren
entstand nun bei unablässigem freudigen Schaf-
fen eine stattliche Reihe von Bildern, die den
Weg in die Öffentlichkeit nicht finden sollten.

Will man ergründen, wie diese hartnäckige
Abneigung gegen das Ausstellen zustande kam,
so begreift man zunächst, da er auf Verkaufen
nicht angewiesen war, wie die ganz ungestörte
Versenkung in die Arbeit ihm über alles ging
und wertvoller schien, als die sehr fragwürdige
Aussicht auf Erfolge, die nur einen nach außen
gerichteten Ehrgeiz hätten befriedigen können,
der ihm fernlag. Und wieviel Schwierigkeiten
und Verdruß blieben ihm so erspart!

Dazu kam eine mit unerbittlicher Strenge
geübte Selbstkritik. Nichts schien ihm gut ge-
 
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