J^itdolf Verworncr
nug, wenn er den Maßstab anlegte, der seinen
eigenen Anforderungen entsprach. Auch die
wiederholte Erfahrung, daß auf Ausstellungen,
die er zuweilen in Deutschland sah, vieles ge-
boten wurde, das beträchtlich unter dem Niveau
seiner Arbeiten stand, konnte ihn nicht bestim-
men ; eine so bequeme Beschwichtigung ließ er
nicht zu. Er trieb die Härte gegen sich selbst
so weit, daß er die Produktion mehrerer Jahre,
der ersten des italienischen Aufenthalts, eines
Tages fast gänzlich vernichtete. Es waren große
Leinewände, auf denen er im Freien nach der
Natur Figuren, Tiere, Blumen gemalt hatte.
Als ich ihn im Jahre 1912 im Atelier besuchte,
war nur noch auf der Treppe ein Bild aus jener
Zeit zu sehen, zwei sitzende Frauen in Sommer-
kleidern, mit einer Arbeit beschäftigt. Die leuch-
tende Skala farbiger Töne, in die die weißen
Stoffe durch das freie Licht zerlegt wurden,
war mit großer Bravour wiedergegeben.
Was inzwischen den Künstler zu einer so
energischen Abkehr von großformatigen Pleinair-
studien bewogen hatte, war der Wunsch einer
ganz entgegengesetzten Bildgestaltung, von der
das Atelier Proben in reicher Fülle enthielt: aus
der inneren Vision geschöpfte Kompositionen,
Gruppen meist weiblicher Akte und Gewand-
figuren, die in stimmungsvollen Landschaften
einfach bewegt standen oder ruhten, im Gegen-
ständlichen und im Grundton des rhythmischen
Aufbaus wohl am besten so zu bezeichnen, daß
die Erinnerung an Marees wachgerufen wurde.
Erst während des Krieges und später ist die
idyllische Note mitunter dem schmerzlichen
Pathos lebhaft bewegter Figuren gewichen.
Immer blieben Versuche, die gelegentlich
unternommen wurden, ihn zum Ausstellen zu
bewegen, selbst bei Zusicherung von Juryfreiheit
ergebnislos. „Ich habe den Anschluß versäumt",
pflegte er bei solchen Gelegenheiten zu sagen.
Nicht einmal die bedrängte Lage, in die er
durch den Krieg geraten war, konnte seine
Haltung beeinflussen, bis er endlich der Inter-
nationalen Kunstausstellung Dresden 1926 auf
Grund persönlicher Einladung ein Bild über-
wies, zwei groß gesehene weibliche Akte in
LUDOLF VERWORNER \. »BLUMENSTILLEBEN«
nug, wenn er den Maßstab anlegte, der seinen
eigenen Anforderungen entsprach. Auch die
wiederholte Erfahrung, daß auf Ausstellungen,
die er zuweilen in Deutschland sah, vieles ge-
boten wurde, das beträchtlich unter dem Niveau
seiner Arbeiten stand, konnte ihn nicht bestim-
men ; eine so bequeme Beschwichtigung ließ er
nicht zu. Er trieb die Härte gegen sich selbst
so weit, daß er die Produktion mehrerer Jahre,
der ersten des italienischen Aufenthalts, eines
Tages fast gänzlich vernichtete. Es waren große
Leinewände, auf denen er im Freien nach der
Natur Figuren, Tiere, Blumen gemalt hatte.
Als ich ihn im Jahre 1912 im Atelier besuchte,
war nur noch auf der Treppe ein Bild aus jener
Zeit zu sehen, zwei sitzende Frauen in Sommer-
kleidern, mit einer Arbeit beschäftigt. Die leuch-
tende Skala farbiger Töne, in die die weißen
Stoffe durch das freie Licht zerlegt wurden,
war mit großer Bravour wiedergegeben.
Was inzwischen den Künstler zu einer so
energischen Abkehr von großformatigen Pleinair-
studien bewogen hatte, war der Wunsch einer
ganz entgegengesetzten Bildgestaltung, von der
das Atelier Proben in reicher Fülle enthielt: aus
der inneren Vision geschöpfte Kompositionen,
Gruppen meist weiblicher Akte und Gewand-
figuren, die in stimmungsvollen Landschaften
einfach bewegt standen oder ruhten, im Gegen-
ständlichen und im Grundton des rhythmischen
Aufbaus wohl am besten so zu bezeichnen, daß
die Erinnerung an Marees wachgerufen wurde.
Erst während des Krieges und später ist die
idyllische Note mitunter dem schmerzlichen
Pathos lebhaft bewegter Figuren gewichen.
Immer blieben Versuche, die gelegentlich
unternommen wurden, ihn zum Ausstellen zu
bewegen, selbst bei Zusicherung von Juryfreiheit
ergebnislos. „Ich habe den Anschluß versäumt",
pflegte er bei solchen Gelegenheiten zu sagen.
Nicht einmal die bedrängte Lage, in die er
durch den Krieg geraten war, konnte seine
Haltung beeinflussen, bis er endlich der Inter-
nationalen Kunstausstellung Dresden 1926 auf
Grund persönlicher Einladung ein Bild über-
wies, zwei groß gesehene weibliche Akte in
LUDOLF VERWORNER \. »BLUMENSTILLEBEN«