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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Hofmann, Ludwig von: Ludolf Verworner: Ein Nachruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0174

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Ludolf Verwornet

dunkler Tönung auf tief roter landschaftlicher
Folie, das kurz vorher, wohl schon unter seel-
ischerBelastung entstanden war und dem Schick-
sal verfiel, an einen der dunkelsten Plätze so
gehängt zu werden, daß es der Öffentlichkeit
wieder entzogen war!

Während des Krieges hatte Verworner sich
in die Schweiz zurückgezogen. Das blutige Ge-
schehen vermochte er, der sensitive liebevolle
Mensch, sich in keiner Weise zurechtzulegen.
Schon führten schwere Depressionszustände zu
Selbstmordversuchen, die nochvereitelt wurden.

Nach Italien zurückgekehrt, hatte Verworner
um die Wiedererlangung seines beschlagnahmten
Besitzes mühsam zu kämpfen; mehr als 5 Jahre
dauerte die qualvolle Ungewißheit, bis ihm end-
lich ein Abkommen eine bescheidene Unterkunft
in seinem eigenen Hause und die Benutzung
seines Ateliers gewährte.

Man kann annehmen, daß selbst dieses Re-
sultat nur erzielt wurde, weil an den Bemüh-
ungen deutscher und italienischer Freunde, sich
bei der Regierung in Rom zu Gunsten Verwor-

ners einzuzusetzen, auch die Stadtverwaltung
von Fiesole beteiligt war; ein Beweis für die
Sympathien, deren sich Verworner und seine
Frau dort erfreuten, die in besseren Zeiten,
stets hilfsbereit für die Armen in Fiesole viel
Gutes getan hatten.

Die kümmerlich eingeschränkte Existenz auf
dem Grund und Boden, den er früher sein eigen
nannte, war nicht dazu angetan, die Schatten
zu bannen, die seine Seele immer mehr ver-
düsterten. Rätselhafte körperliche Beschwer-
den, in denen er die Spuren ererbter unheilbarer
Krankheit sah, erfüllten ihn mit tötlicher Angst,
sodaß er schließlich dem Druck der trostlosen
Vorstellung von der vermeintlichen Sinnlosig-
keit seines Lebens erlegen ist. Seine letzte
Ruhestätte fand der Lebensmüde auf dem schön
gelegenen Friedhof Agli Alori zu Florenz.

Es steht zu hoffen, daß in seinem Vaterlande
eine Nachlaßausstellung zu Stande kommen
und, von berufener Seite gewürdigt, dem Ge-
dächtnis eines deutschen Malers und echten
Künstlers zur verdienten Ehre verhelfen wird.

LUDOLF VERWORNER f. GEMÄLDE »KOMPOSITION
 
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