VEREINIGTE STAATSSCHULEN—BERLIN
»STICKEREIEN« KLASSE PROF. E. SCHERZ
DAS DEUTSCHE KUNSTGEWERBE IN MONZA
VON PAUL F. SCHMIDT
In Monza wird das deutsche Kunstgewerbe
mit der Welt in Wettbewerb treten, nachdem
man es unverzeihlicher Weise von Paris fern-
gehalten hatte. Die Eröffnung fand am 15. Mai
statt. Diesmal hat Bruno Paul die Auswahl zu-
sammengebracht. Daß sie allseitig und voll-
ständig sei, wird nicht behauptet, kann es nach
der ganzen Sachlage nicht sein; man hat sich
auf Einzelleistungen hervorragender Meister
und ihrer Schulen beschränkt, konzentriert also
den Eindruck und hat den großen Vorteil für
sich, daß die deutsche Abteilung knapp, leicht
übersehbar, durchweg qualitätvoll sich darstellt.
Damit ist das Prinzip der breiten Auswirkung
namentlich von Innenräumen aufgegeben zu-
gunsten des einzelnen kleinen handwerklichen
Stückes. Die Entwicklung scheint dahin zurück-
zukehren, wo sie vor 30 Jahren begann, zum
Individualismus des schöpferischen Künstlers.
Es ist nicht mehr so wichtig, wo die Gobelins
gewebt werden, sondern im Vordergrund stehen
die, die Muster zeichneten. Dieser Wert der per-
sönlichen Leistung tritt ja auch beim Dessauer
Bauhaus und seines wesentlichen Handwerks,
der Weberei, zu Tage, wo man jede Arachne
an ihrer künstlerisch-gewerblichen Handschrift
erkennen kann und soll; und doch ist dies die
Hauptstätte für die Typisierungsbestrebungen.
Ähnlich liegt der Fall bei der Glasbläserei, wo
die entzückenden Tiere und farbigen Pflanzen-
wunder zwar vorher sorgfältig überlegt und
vorentworfen werden, in der Ausführung aber
doch den Reiz des Improvisierten aus dem
Material Herausgeholten bekommen, der den
zerbrechlichen Geschöpfen dieser Zierkunst von
Natur anhaftet. Überall, wo rasche Fingerfertig-
XXX. Juli 1927. 0*
»STICKEREIEN« KLASSE PROF. E. SCHERZ
DAS DEUTSCHE KUNSTGEWERBE IN MONZA
VON PAUL F. SCHMIDT
In Monza wird das deutsche Kunstgewerbe
mit der Welt in Wettbewerb treten, nachdem
man es unverzeihlicher Weise von Paris fern-
gehalten hatte. Die Eröffnung fand am 15. Mai
statt. Diesmal hat Bruno Paul die Auswahl zu-
sammengebracht. Daß sie allseitig und voll-
ständig sei, wird nicht behauptet, kann es nach
der ganzen Sachlage nicht sein; man hat sich
auf Einzelleistungen hervorragender Meister
und ihrer Schulen beschränkt, konzentriert also
den Eindruck und hat den großen Vorteil für
sich, daß die deutsche Abteilung knapp, leicht
übersehbar, durchweg qualitätvoll sich darstellt.
Damit ist das Prinzip der breiten Auswirkung
namentlich von Innenräumen aufgegeben zu-
gunsten des einzelnen kleinen handwerklichen
Stückes. Die Entwicklung scheint dahin zurück-
zukehren, wo sie vor 30 Jahren begann, zum
Individualismus des schöpferischen Künstlers.
Es ist nicht mehr so wichtig, wo die Gobelins
gewebt werden, sondern im Vordergrund stehen
die, die Muster zeichneten. Dieser Wert der per-
sönlichen Leistung tritt ja auch beim Dessauer
Bauhaus und seines wesentlichen Handwerks,
der Weberei, zu Tage, wo man jede Arachne
an ihrer künstlerisch-gewerblichen Handschrift
erkennen kann und soll; und doch ist dies die
Hauptstätte für die Typisierungsbestrebungen.
Ähnlich liegt der Fall bei der Glasbläserei, wo
die entzückenden Tiere und farbigen Pflanzen-
wunder zwar vorher sorgfältig überlegt und
vorentworfen werden, in der Ausführung aber
doch den Reiz des Improvisierten aus dem
Material Herausgeholten bekommen, der den
zerbrechlichen Geschöpfen dieser Zierkunst von
Natur anhaftet. Überall, wo rasche Fingerfertig-
XXX. Juli 1927. 0*