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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Schrimpf, Georg: Théophile Robert
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0285

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THEOPHLLE ROBERT

GEMÄLDE »RUHENDE« 192(1

THEOPHILE ROBERT

Theophile Robert steht als bestimmte und
leicht faßliche Gestalt in der heutigen
Schweizer Malerei. Auf der verdienstvollen
Schweizerischen Kunstausstellung in Karlsruhe
erzielten seine Gemälde einen breiten Erfolg.
Die ruhige, klare Dingwelt, die er in lebhafter
Modellierung aufbaute, die freundlichen, etwas
kühlen Farben, das gediegene Handwerk, das
seine Arbeit trug, sicherten ihm Aufmerksamkeit
und Verständnis. Seine Art konnte etwa als
romanische Entsprechung zur „Neuen Sachlich-
keit" in Deutschland gelten, mehr ins Liebens-
würdige gewendet, sinnlicher, heller, heiterer,
klassizistisch überhaucht. Wie der Weg be-
schaffen war, der ihn zu dieser Arl des Schaffens
geführt hat, geht in anregender Weise aus der
nachstehenden Rechenschafts-Ablegung hervor,
die der Künstler selbst niedergeschrieben hat.

„Die jungen Maler, zu denen ich gehörte und
die am Anfang des 20. Jahrhunderts einen neuen
Weg durch das Labyrinth derimpressionistischen
und nachimpressionistischen Theorien suchten,
sahen sich verwickelten Problemen gegenüber.
Einigen von ihnen war schon die Notwendigkeit
einer Rückkehr zur Tradition klar geworden.
Sie hofften ihr Ziel erreichen zu können, ohne
auf die Errungenschaften des Impressionismus
zu verzichten. Unter den Meistern, deren Werk

uns wichtig war, übten drei einen ganz beson-
deren Einfluß aus: Seurat, Cezanne und Renoir.

Seurat zog alle diejenigen an, die eine Nei-
gung zu Ordnung, Zucht und Einfachheit hatten.
Die betonte Vornehmheit seines Slils bezauberte
die Anspruchsvollen. Die Intelligenz, die Logik
seiner Komposition war das Entzücken derer,
die sich besonders um die wichtige Frage der
„Organisation des Bildes" bemühten. Seurat
lehrte uns die Notwendigkeit, die Bildelemente
sorgfältig zu wählen. Er belebte in uns den
Geschmack für Ordnung und Klarheit. Er ließ
uns ahnen, daß es feste Gesetze gibt, die die
schwierige Kunst des Bildaufbaues regeln.

Der Einfluß Cezannes war zwar ebenfalls sehr
stark, aber er wirkte vielfach so, daß er die
Jungen mehr verwirrte als weiter brachte. Der
„Fall Cezanne" rief mit seiner unendlichen
Komplizierlheit die hitzigsten und oft auch ver-
worrensten Erörterungen hervor. Die Einen
sahen nur seine Technik, sein Wissen um die
Farbe. Sie bewunderten die Meisterschaft, wo-
mit er die Funde des Impressionismus zu ordnen
und eine neueMethode zu schaffen gewußt hatte.

Die Andern verehrten besonders die ge-
schmeidige und feste Architektur seiner Bilder,
seinen überlegenen Aufbau, seine Formver-
schiebungen, die vom malerischen Standpunkt

XXX, Augnat 1927. 1
 
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