Theophile Robert
aus so richtig und ergiebig waren. Sie behaupte-
ten, daß nur Cezannes Entdeckungen auf diesem
Gebiet imstande seien, eine Kunst hervorzu-
rufen, die zugleich neu und traditionell sei.
Wieder Andere begeisterten sich für die linki-
schen und naiven Dinge im Werk des Meisters.
Wie es auch um die Berechtigung dieser ver-
schiedenen Meinungen stehen möge: Cezanne
machte uns in besonderer Weise darauf auf-
merksam, daß das dargestellte Ding etwas
völlig anderes ist als das darzustellende Ding.
Er befreite uns vom platten Realismus, indem er
uns den Weg zeigte, durch rein malerische Mittel
zu einer unstofflicheren Kunst zu kommen.
Zur gleichen Zeit stand Renoir auf dem Gipfel
seiner Reife. Er bezauberte die Vielen, die in
ihm den Erneuerer einer zweitausendjährigen
künstlerischen Überlieferung erblickten.
Sein Einfluß war aber nicht so entscheidend,
wie man hätte glauben sollen. Er wirkte mehr
indirekt und besonders auf Maler, die keines
seiner technischen Mittel verwendeten, aber
dafür von der Richtigkeit seines Bildbegriffs
durchdrungen waren. Renoir war in der Tat in
den Werken seiner letzten Jahre dazu gelangt,
das Gleichgewicht seiner Kompositionen rein
durch das Spiel der Massen zu erzielen.
Diese drei großen Maler waren unsre unbe-
strittenen Meister und Lehrer — bis zu dem
Tag, an dem wir den Zöllner Rousseau ent-
deckten. Dieser stellte damals im Salon der
Unabhängigen aus; seine Bilder hingen in den
Sälen, die den Unzünftigen, den Sonntagsmalern
vorbehalten waren. Dem Publikum war er da-
mals noch unbekannt. Er entzückte uns viel-
leicht mehr durch seine Frische und seine köst-
liche Naivität als durch seinen hervorragenden
Instinkt für das Malerische, den er sich wunder-
barer Weise von jeder Beirrung rein erhalten
hatte. Einige von uns, die schon jenen gewissen
„Ungeschicktheiten" bei Cezanne Bewunderung
gezollt hatten, brachten naturgemäß der Naivität
des Zöllners glühende Verehrung entgegen.
Zur Zeit, als Rousseau seine ersten Schüler
fand, war der Einfluß Seurats im Zurückgehen,
während die Wirkung Cezannes gerade auf
ihrem Höhepunkte stand. Wieder gab es viele
Erörterungen unter uns, und oft über die wider-
sprechendsten Dinge. Man wollte naiv sein,
man wollte die überlegenen Methoden eines
Cezanne und Renoir benutzen, man wollte die
vergessenen Gesetze der Komposition wieder
auffinden, man wollte an die Überlieferung an-
knüpfen, man wollte noch vieles Andere mehr —
und alles zu gleicher Zeit! In diesen Augen-
blick größter Verwirrung der Geister fielen zwei
Ereignisse, die für das Geschick vieler Maler
meiner Generation von Bedeutung werden soll-
aus so richtig und ergiebig waren. Sie behaupte-
ten, daß nur Cezannes Entdeckungen auf diesem
Gebiet imstande seien, eine Kunst hervorzu-
rufen, die zugleich neu und traditionell sei.
Wieder Andere begeisterten sich für die linki-
schen und naiven Dinge im Werk des Meisters.
Wie es auch um die Berechtigung dieser ver-
schiedenen Meinungen stehen möge: Cezanne
machte uns in besonderer Weise darauf auf-
merksam, daß das dargestellte Ding etwas
völlig anderes ist als das darzustellende Ding.
Er befreite uns vom platten Realismus, indem er
uns den Weg zeigte, durch rein malerische Mittel
zu einer unstofflicheren Kunst zu kommen.
Zur gleichen Zeit stand Renoir auf dem Gipfel
seiner Reife. Er bezauberte die Vielen, die in
ihm den Erneuerer einer zweitausendjährigen
künstlerischen Überlieferung erblickten.
Sein Einfluß war aber nicht so entscheidend,
wie man hätte glauben sollen. Er wirkte mehr
indirekt und besonders auf Maler, die keines
seiner technischen Mittel verwendeten, aber
dafür von der Richtigkeit seines Bildbegriffs
durchdrungen waren. Renoir war in der Tat in
den Werken seiner letzten Jahre dazu gelangt,
das Gleichgewicht seiner Kompositionen rein
durch das Spiel der Massen zu erzielen.
Diese drei großen Maler waren unsre unbe-
strittenen Meister und Lehrer — bis zu dem
Tag, an dem wir den Zöllner Rousseau ent-
deckten. Dieser stellte damals im Salon der
Unabhängigen aus; seine Bilder hingen in den
Sälen, die den Unzünftigen, den Sonntagsmalern
vorbehalten waren. Dem Publikum war er da-
mals noch unbekannt. Er entzückte uns viel-
leicht mehr durch seine Frische und seine köst-
liche Naivität als durch seinen hervorragenden
Instinkt für das Malerische, den er sich wunder-
barer Weise von jeder Beirrung rein erhalten
hatte. Einige von uns, die schon jenen gewissen
„Ungeschicktheiten" bei Cezanne Bewunderung
gezollt hatten, brachten naturgemäß der Naivität
des Zöllners glühende Verehrung entgegen.
Zur Zeit, als Rousseau seine ersten Schüler
fand, war der Einfluß Seurats im Zurückgehen,
während die Wirkung Cezannes gerade auf
ihrem Höhepunkte stand. Wieder gab es viele
Erörterungen unter uns, und oft über die wider-
sprechendsten Dinge. Man wollte naiv sein,
man wollte die überlegenen Methoden eines
Cezanne und Renoir benutzen, man wollte die
vergessenen Gesetze der Komposition wieder
auffinden, man wollte an die Überlieferung an-
knüpfen, man wollte noch vieles Andere mehr —
und alles zu gleicher Zeit! In diesen Augen-
blick größter Verwirrung der Geister fielen zwei
Ereignisse, die für das Geschick vieler Maler
meiner Generation von Bedeutung werden soll-