PROFESSOR ANTON HAN AK—WIEN
»KRIEGERGRABMAI.<■. SEITENANSICHT
NEUE WERKE VON ANTON HANAK
Unsere Bilder zeigen drei Werke aus seiner
jüngsten Zeit: ein Kriegergrabmal, zwei
Figuren für eine Arbeiterkammer und die Brun-
nengruppe, genannt „Magna mater".
Das Kriegergrabmal. Den schlichten Erd-
hügel deckt eine Kalksteinplatte, sie trägt eine
breite, beiderseits abgeschrägte Mauer, an der
vorn, über zwei Stufen, die machtvoll-müde
Gestalt eines trauernden Weibes aufwächst.
Das eine Knie am Boden, das andere schon
abgehoben, von den Falten des weiten Gewan-
des groß und schwermütig umrauscht, entfaltet
sich die Gestalt nach oben, wo inmitten der
ungleich ausgestreckten Arme das verschlossene
Haupt sich aufwärts richtet und doch auch zu-
rücksinkt. Wie die Wage eines ungeheuren
Schicksals erscheint dieses Haupt inmitten der
beiden ungleichen Arme. Die stämmig vor-
greifende Platte darüber drückt auf sie und legt
in die höchste Region des Denkmals einen
Schatten. Mit der steigenden Sonne wird dieser
Schatten dicht und fest wie ein Balken, löst
sich gegen den Abend in mildes Gespinst, aber
er bleibt der First des Monuments, zu allen
Stunden ragt die Stirn der Figur in seine Dun-
kelheiten. Und was sich so um ihren Scheitel
begibt, kennzeichnet sie bis zur Sohle; denn
die ganze Gestalt, ihr Gewand und ihr Gebaren,
geht auf in umflorter Würde — in der lautlosen
Nänie dieser Mutter ungezählter Söhne, die
da unten liegen.
In dem Menschenpaar für die Arbeiter-
kammer in Graz steht der Mann gegen das
Weib. Dort in jeder Muskel das Spiel der
schaffenden, zeugenden Kräfte, hier nur frucht-
bares Schwellen. Aber dort und hier die stand-
hafte, die statuarische Ruhe. Denn nach wie
vor ist diese Kunst in des Wortes einfachstem
und größtem Sinn Bildhauerei, ist monolith und
gestattet schon darum auch ihren gegensätz-
lichen Figuren keinerlei Ausschreitung gegen
den aufrechten Steinblock, zwingt ihre Bewe-
gung in seine Ruhe, — wie das Meer seine Wellen.
Endlich der Brunnen, genannt „Die große
Mutter". Eine bündig verschränkte Gruppe:
Mit mütterlich schirmender Gebärde umfaßt die
XXX. August 1927. 3
»KRIEGERGRABMAI.<■. SEITENANSICHT
NEUE WERKE VON ANTON HANAK
Unsere Bilder zeigen drei Werke aus seiner
jüngsten Zeit: ein Kriegergrabmal, zwei
Figuren für eine Arbeiterkammer und die Brun-
nengruppe, genannt „Magna mater".
Das Kriegergrabmal. Den schlichten Erd-
hügel deckt eine Kalksteinplatte, sie trägt eine
breite, beiderseits abgeschrägte Mauer, an der
vorn, über zwei Stufen, die machtvoll-müde
Gestalt eines trauernden Weibes aufwächst.
Das eine Knie am Boden, das andere schon
abgehoben, von den Falten des weiten Gewan-
des groß und schwermütig umrauscht, entfaltet
sich die Gestalt nach oben, wo inmitten der
ungleich ausgestreckten Arme das verschlossene
Haupt sich aufwärts richtet und doch auch zu-
rücksinkt. Wie die Wage eines ungeheuren
Schicksals erscheint dieses Haupt inmitten der
beiden ungleichen Arme. Die stämmig vor-
greifende Platte darüber drückt auf sie und legt
in die höchste Region des Denkmals einen
Schatten. Mit der steigenden Sonne wird dieser
Schatten dicht und fest wie ein Balken, löst
sich gegen den Abend in mildes Gespinst, aber
er bleibt der First des Monuments, zu allen
Stunden ragt die Stirn der Figur in seine Dun-
kelheiten. Und was sich so um ihren Scheitel
begibt, kennzeichnet sie bis zur Sohle; denn
die ganze Gestalt, ihr Gewand und ihr Gebaren,
geht auf in umflorter Würde — in der lautlosen
Nänie dieser Mutter ungezählter Söhne, die
da unten liegen.
In dem Menschenpaar für die Arbeiter-
kammer in Graz steht der Mann gegen das
Weib. Dort in jeder Muskel das Spiel der
schaffenden, zeugenden Kräfte, hier nur frucht-
bares Schwellen. Aber dort und hier die stand-
hafte, die statuarische Ruhe. Denn nach wie
vor ist diese Kunst in des Wortes einfachstem
und größtem Sinn Bildhauerei, ist monolith und
gestattet schon darum auch ihren gegensätz-
lichen Figuren keinerlei Ausschreitung gegen
den aufrechten Steinblock, zwingt ihre Bewe-
gung in seine Ruhe, — wie das Meer seine Wellen.
Endlich der Brunnen, genannt „Die große
Mutter". Eine bündig verschränkte Gruppe:
Mit mütterlich schirmender Gebärde umfaßt die
XXX. August 1927. 3