Europäisches Kunstgewerbe 192J
>kristall-vase ■: staatsfachschule—haida
nächsten. Eine andersrassige Vitalität drückt
sich in den kapriziösen, buntschillernden Dar-
bietungen der österreichischen Abteilung
aus: funkelnde Phantasie, leichtbeschwingtes
Temperament gebiert hier den launigen, pre-
ziösen Einfall, den wir bei dem österreichischen
Kunstgewerbe um seiner selbst willen gelten
lassen. Er entzückt und berauscht.
Und endlich Deutschland selbst! Man
findet hier die von der Leipziger Messe her be-
kannte Phalanx eigenwilliger Künstler, die ihren
Ruf hinlänglich bestätigt haben. Tausendfältige,
fesselnde Eindrücke. Nicht immer sprüht das
unersättliche Leben in ausgereiftester geistiger
Disziplinierung. Aber Kraft und Gewissen
zwingen es in eine gemeinsame Bahn. Die These
von der unvermeidlichen, ja schicksalhaften
Entseelung aller formgestaltenden Arbeit wird
hier gründlich widerlegt. Eine unerschöpfliche
Fülle individueller Arbeiten offenbart die nie
zu bezwingende Überlegenheit des menschlichen
Willens, seine schöpferische, künstlerische Be-
rufung niemals völlig der Maschine zu opfern.
Wohl ist es nicht zu leugnen, daß der formale
Ausdruck auch der persönlichsten Handarbeit
gerade in Deutschland die geistige Präzision
und versachlichte Linie technischer Bildungen
aufweist. Das schließt aber nicht aus, daß ein
subjektives Gefühl unendlich reiche Möglich-
keiten der erlösenden Verströmung in Stoff und
Form findet, daß die Seele der Hand überall
die Schöpfungen lebendig durchzittert.
Die Frage nach einem „europäischen Stil",
den man vielerorts zwingen will, bleibt unbe-
antwortet. Sie wird auch so lange offen bleiben
müssen, als die hinter allem Schaffen stehende
Gesinnung, das reine Menschentum, in den
einzelnen Ländern verschiedenen Kurs hat.
Über die europäische Situation dieses Kurses
läßt auch die Leipziger Ausstellung nicht im
Zweifel............ dr. herbert hofmann.
■*
Nur mit dem, was dich aufgewühlt hat, kannst
du die andern aufwühlen. . . . hugo ostwald.
»KRISTALL-VASE« V. II. BRUNNER—PRAG
>kristall-vase ■: staatsfachschule—haida
nächsten. Eine andersrassige Vitalität drückt
sich in den kapriziösen, buntschillernden Dar-
bietungen der österreichischen Abteilung
aus: funkelnde Phantasie, leichtbeschwingtes
Temperament gebiert hier den launigen, pre-
ziösen Einfall, den wir bei dem österreichischen
Kunstgewerbe um seiner selbst willen gelten
lassen. Er entzückt und berauscht.
Und endlich Deutschland selbst! Man
findet hier die von der Leipziger Messe her be-
kannte Phalanx eigenwilliger Künstler, die ihren
Ruf hinlänglich bestätigt haben. Tausendfältige,
fesselnde Eindrücke. Nicht immer sprüht das
unersättliche Leben in ausgereiftester geistiger
Disziplinierung. Aber Kraft und Gewissen
zwingen es in eine gemeinsame Bahn. Die These
von der unvermeidlichen, ja schicksalhaften
Entseelung aller formgestaltenden Arbeit wird
hier gründlich widerlegt. Eine unerschöpfliche
Fülle individueller Arbeiten offenbart die nie
zu bezwingende Überlegenheit des menschlichen
Willens, seine schöpferische, künstlerische Be-
rufung niemals völlig der Maschine zu opfern.
Wohl ist es nicht zu leugnen, daß der formale
Ausdruck auch der persönlichsten Handarbeit
gerade in Deutschland die geistige Präzision
und versachlichte Linie technischer Bildungen
aufweist. Das schließt aber nicht aus, daß ein
subjektives Gefühl unendlich reiche Möglich-
keiten der erlösenden Verströmung in Stoff und
Form findet, daß die Seele der Hand überall
die Schöpfungen lebendig durchzittert.
Die Frage nach einem „europäischen Stil",
den man vielerorts zwingen will, bleibt unbe-
antwortet. Sie wird auch so lange offen bleiben
müssen, als die hinter allem Schaffen stehende
Gesinnung, das reine Menschentum, in den
einzelnen Ländern verschiedenen Kurs hat.
Über die europäische Situation dieses Kurses
läßt auch die Leipziger Ausstellung nicht im
Zweifel............ dr. herbert hofmann.
■*
Nur mit dem, was dich aufgewühlt hat, kannst
du die andern aufwühlen. . . . hugo ostwald.
»KRISTALL-VASE« V. II. BRUNNER—PRAG