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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Michel, Wilhelm: Münchener Kunstausstellung: Glaspalast 1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0372

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Münchener Kunstausstellung Glaspalasi 192J

PROFESSOR FRITZ HEHN

»LEOPARD«. BRONZE

tion stark bewegter figürlicher Malereien ver-
treten ist. (Vergl. Abbildung S. 358.)

Was nun, von den bisher genannten Räumen
abgesehen, die Abteilung „Münchner Künst-
lergenossenschaft" anlangt, so ist ihr Ge-
samtaspekt ziemlich genau der gleiche geblie-
ben wie bisher. Ganze Säle sind mit jener Kunst
gefüllt, die für eine ernsthafte geistige Zeitdeu-
tung wenig oder gar nicht in Betracht kommen.
Das kann nicht bedeuten, daß da nicht mehr-
fach ein tüchtiges Können am Werke wäre, wohl
aber bedeutet es, daß diese Kunst vielfach in
ausgefahrenen Geleisen läuft, daß ihr die Frische
des Einsatzes und die tieferen persönlichen
Kräfte abgehen. Das ist oft gesagt worden und
wird so lange wiederholt werden müssen, als
es nicht gelungen ist, den Glaspalast von den
Funktionen eines bloßen Kunstmarktes, der
lediglich bereits geprägte Werte für breiten
Konsum umsetzt, zu befreien. Das liegt ja auch
dem Vernehmen nach in der Absicht des der-
zeitigen Präsidenten der Münchner Künstler-
genossenschaft, Fritz Behn. Eine große Zahl

seiner Arbeiten findet sich im neu hergerichte-
ten Vestibül des Glaspalastes zusammen. Am
überzeugendsten dürft e seine Tierplastik wirken,
diese schreitenden und spielenden Leoparden
insbesondere, in denen eine hitzige und natur-
nahe Empfindung für das Körpergefühl der gro-
ßen Katzen zum Ausdruck kommt. Das elastische
Spielen der Pranken, das Hochgehen der Schul-
tergelenke bei dem langen, räumigen Schritt,
die furchtbare Geschmeidigkeit der weichen
und mächtigen Tierkörper — alle diese Reg-
ungen und Eigenschaften weiß Behn äußerst
suggestiv anzugeben und dem Beschauer mit
zwingender Gewalt in die Empfindung zu schie-
ben. Was die Form dieser Plastik anlangt, so
hat sie einen eminent schwungvollen, redneri-
schen Stil, dem aber gelegentlich auch das Ba-
rocke, das Überladene und das Plakathafte nicht
fremd ist. Hie und da schlägt die Kraft der
Empfindung, der geistigen Zügelung entrinnend,
ins Cholerische und Hitzige um oder schweift,
wie bei der Gruppe der kämpfenden Stiere, ins
Massenhafte aus. Im Ganzen aber ist es jeden-
 
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