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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Michel, Wilhelm: Münchener Kunstausstellung: Glaspalast 1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0377

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Münchener Kunstausstellung Glaspalast 192J

RAUMGESTALTUNG: WILLY ERB GLASPALAST-AUSSTELLUNG 1927

falls von großem Interesse, das Gesamtwerk
eines Mannes kennen zu lernen, dem eine un-
zweifelhafte Kraft und ein bedeutendes Können
das Recht auf eine höhere Beachtung geben, als
sie ihm bisher zuteil geworden ist. Ohne Zweifel
steht eine Begabung wie Behn unter nicht ge-
ringen Gefahren, denn die Verlockung, in die
Breite, vielleicht sogar ins Kunstgewerbliche
zu gehen statt in die Tiefe und in den Geist,
liegt einem Temperament wie dem seinigennäher
als manchem andern, das an Kraft und Wucht
geringer ist. Die Zukunft wird lehren, ob Behn
sich für die positiven Seiten seines Wesens
wird zu entscheiden wissen; für den achtsamen
Blick enthält gerade das Münchener Kunstge-
lände Wegweiser und — Warnungstafeln genug.

Der Kollektivausstellung von Otto von Faber
Du Faur f kommt im Augenblick wohl nur
historische, keine lebendige künstlerische Be-
deutung zu. Einen frischen, belebten Gesamt-
eindruck macht dann noch insbesondere der
Saal 7 (neben dem Sekretariat). Da haben sich
ansprechende, gehaltvolle Leistungen von Wer-
ner Schmidt, Maier-Er ding, Mitterhub er,
Ernst H a i d e r, CarlR e i s e r zusammengefunden.

Die Neue MünchnerKünstlergenossen-
schaft hat sich von der Muttergruppe kurz vor
dem Beginn der Behn'schen Präsidentschaft ab-
gespalten. Die Namen Bolgiano, Knirr,
Marr, Ernst Liebermann geben dem Kenner
ungefähr das Niveau der neuen Gruppe an. Es
herrscht im großen ganzen eine akademische,
retrospektive Gesinnung; aber Männer wie
Erich Müller, Wolf Bloem, Nymann-Eg-
bert u. a. sind Träger einer frischeren, freieren
Note. Aus der Anzahl der übrigen Sonder-
gruppen muß (neben dem „Bund", der mir
diesmal befremdlich schwach scheint) die ernst-
haft strebende Luitpold-Gruppe hervorge-
hoben werden; sie hat in Karl Humbaldt, in
GustavBuchner, inSchneider-Seenuß und
anderen bemerkenswerte Begabungen.

Die MünchenerSecession setzt gleich der
Münchner Künstlergenossenschaft die verdienst-
volle Übung fort, in ihre Gesamtdarbietung
größere Kollektivausstellungen einzusprengen.
So sieht man dieses Jahr einen großen Teil des
Werkes von Adolf Oberländer ausgebreitet.
Einen ganzen Saal füllen die Plastiken von Her-
mann Hahn, in deren kühler, dünner Umluft

XXX. September 1927. 2
 
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