Münchener Kunstausstellung Glaspalast 1927
uns heute kaum mehr wohl ist. Ebenso hat die
Secession eine große Anzahl von Sambergers
Porträtzeichnungen zusammengebracht, Zeug-
nisse jenes virtuosen Könnens, das leider der
Münchener Veräußerlichungs-Tendenz so weit-
gehend erlegen ist. Gleichfalls ins Virtuose
und Witzige wendet sich Theodor Hummel.
Dagegen ist es Glück und eine große Freude,
hier einer umfangreichen Rückschau auf das
Schaffen des Grafen Leopold Kalckreuth
zu begegnen. Längst zählt er zu den Veteranen.
In der Spur von Uhde und Trübner, in Fühlung
mit Slevogt, Liebermann, Exter hat sein Weg
begonnen, also im Geleise des deutschen Im-
pressionismus. Aber jenseits der Schulmeinung,
die auf eine nüchterne, inventarisierende Sinn-
lichkeit ging, hat jeder der Führer etwas aus
dem tieferen Geheimnis seiner Person ins Werk
gegeben: Liebermann die edle, schlanke Nob-
lesse seiner köstlichen Farbe, in der Kultur und
Zucht auf hohem Punkt zusammentreffen, Sle-
vogt eine unterirdische Phantastik und roman-
tische Schwärmerei, Kalckreuth den Zauber
eines innigtiefen und feinen Gemütslebens, der
als ein ungreifbarer Duft über der Nüchternheit
der von ihm geschilderten Sachverhalte schwebt.
Fast wider seinen Willen scheint sich dieses
beseelte Element in die Arbeit seines Auges,
seines Verstandes, seines Pinsels zu drängen
— scheu, zart, nicht vordringlich und selbst-
bewußt, wie es so oft bei den Vertretern deut-
schen Gemüts der Fall ist. So entstehen jene
köstlichen Kinderbildnisse wie „Mucki
vor der Puppenstube" und insbesondere diese
entzückende „Etta beim Frühstück" von 1899.
Eine wundervolle Malerei, leichte, schwebende
Dinglichkeit, durchleuchtete Farben, eine ganze
durchseelte Welt — aber nicht breit nach außen
gewälzt, sondern in eine bezaubernde Verhal-
tenheit verwiesen, ein Lächeln hinter Schleiern.
Von diesen Kinderbildnissen aus erhellt sich
die ganze Kollektion. Man sieht genau, daß in
einer Reihe von Stücken die Seele des Künst-
lers den Stoff nicht ganz zu durchdringen ver-
mag. Aber man spürt ihre geheime Arbeit
überall und ist dann doppelt beglückt, wenn
sie in einigen Bildern zum Sieg kommt. Hier
ist, in Farben und Formen sich aussprechend,
ein echtes, ein gründliches, ein deutsches Herz.
— Schweigen möchte ich von dem Oktogonsaal,
uns heute kaum mehr wohl ist. Ebenso hat die
Secession eine große Anzahl von Sambergers
Porträtzeichnungen zusammengebracht, Zeug-
nisse jenes virtuosen Könnens, das leider der
Münchener Veräußerlichungs-Tendenz so weit-
gehend erlegen ist. Gleichfalls ins Virtuose
und Witzige wendet sich Theodor Hummel.
Dagegen ist es Glück und eine große Freude,
hier einer umfangreichen Rückschau auf das
Schaffen des Grafen Leopold Kalckreuth
zu begegnen. Längst zählt er zu den Veteranen.
In der Spur von Uhde und Trübner, in Fühlung
mit Slevogt, Liebermann, Exter hat sein Weg
begonnen, also im Geleise des deutschen Im-
pressionismus. Aber jenseits der Schulmeinung,
die auf eine nüchterne, inventarisierende Sinn-
lichkeit ging, hat jeder der Führer etwas aus
dem tieferen Geheimnis seiner Person ins Werk
gegeben: Liebermann die edle, schlanke Nob-
lesse seiner köstlichen Farbe, in der Kultur und
Zucht auf hohem Punkt zusammentreffen, Sle-
vogt eine unterirdische Phantastik und roman-
tische Schwärmerei, Kalckreuth den Zauber
eines innigtiefen und feinen Gemütslebens, der
als ein ungreifbarer Duft über der Nüchternheit
der von ihm geschilderten Sachverhalte schwebt.
Fast wider seinen Willen scheint sich dieses
beseelte Element in die Arbeit seines Auges,
seines Verstandes, seines Pinsels zu drängen
— scheu, zart, nicht vordringlich und selbst-
bewußt, wie es so oft bei den Vertretern deut-
schen Gemüts der Fall ist. So entstehen jene
köstlichen Kinderbildnisse wie „Mucki
vor der Puppenstube" und insbesondere diese
entzückende „Etta beim Frühstück" von 1899.
Eine wundervolle Malerei, leichte, schwebende
Dinglichkeit, durchleuchtete Farben, eine ganze
durchseelte Welt — aber nicht breit nach außen
gewälzt, sondern in eine bezaubernde Verhal-
tenheit verwiesen, ein Lächeln hinter Schleiern.
Von diesen Kinderbildnissen aus erhellt sich
die ganze Kollektion. Man sieht genau, daß in
einer Reihe von Stücken die Seele des Künst-
lers den Stoff nicht ganz zu durchdringen ver-
mag. Aber man spürt ihre geheime Arbeit
überall und ist dann doppelt beglückt, wenn
sie in einigen Bildern zum Sieg kommt. Hier
ist, in Farben und Formen sich aussprechend,
ein echtes, ein gründliches, ein deutsches Herz.
— Schweigen möchte ich von dem Oktogonsaal,