PROFESSOR ALBINMULIER
»BLICK IN DEN EHRENHOF«
BAUTEN VON DER DEUTSCHEN THEATERAUSSTELLUNG
In ganz Deutschland hat die Magdeburger
Theaterausstellung größte Beachtung gefun-
den. Die Fülle von theatergeschichtlichem und
theaterästhetischem sowie bühnentechnischem
Material ist außerordentlich bedeutend und auf-
schlußreich. Daneben verdient die Magdeburger
Schau aber auch Anerkennung als ausstellungs-
technische , insbesondere als baulich-formale
Leistung. Unter den mitwirkenden Architekten
tritt besonders Professor Albinmüller, Mit-
glied der Darmstädter Künstlerkolonie, hervor.
Man kennt ihn seit langem als einen Architekten
von ruhig-besonnener und schlichter Formge-
bung, in der trotzdem auch eine ausgesprochene
Befähigung zu repräsentativen Wirkungen liegt.
Diese Eigenart seiner Begabung zeigt sich auch
bei den Bauten, die er zur Magdeburger Aus-
stellung beigesteuert hat. Da kommt vor allem
der 60 m hohe Turm in Betracht, der das gesamte
Ausstellungsgelände weithin beherrscht und der
dem Darmstädter von gewissen Schauseiten her
vage Erinnerungen an den Hochzeitsturm auf
der Mathildenhöhe erweckt, wenngleich imBuch-
stäbuchenderFormkeinerleiÜbereinstimmungen
bestehen. Dieser Turm besteht aus zwei Teilen:
aus einem 45 m hohen Unterbau und aus einem
völlig in Glas und Stahl gehaltenen Haus, das
sich auf dem Unterbau erhebt. Das Glashaus
erglüht abends in hellem Licht; ein starker, das
Märchenhafte streifender Eindruck. Das Haus
wie der Turmsockel zeigt einfache kubische
Formen, die sich oben hin ins Leichtere auflösen.
Das Ganze spricht die Sprache der Neuzeit; eine
vom Geist der Technik inspirierte Denkweise
macht sich in allen Formen bemerkbar.
Von Albinmüller rührt die Anlage des Ehren-
hofes her, eine repräsentative Platzgestaltung
von 8000 qm Fläche, bei der vor allem auf
überzeugende rhythmische Gliederung der um-
gebenden Baukörper geachtet wurde. Von leb-
hafter Wirkung ist auch das Pferdetor, das den
Gedanken des Darmstädter Löwentor (von
Albinmüller und Bernhard Hoetger) in sehr
glücklicher Form wiederholt: mächtige Pfeiler,
aus Blendsteinen gemauert, die oben die Figuren
gebäumter Rosse tragen und unten durch ein-
XXX. September 1927. 7
»BLICK IN DEN EHRENHOF«
BAUTEN VON DER DEUTSCHEN THEATERAUSSTELLUNG
In ganz Deutschland hat die Magdeburger
Theaterausstellung größte Beachtung gefun-
den. Die Fülle von theatergeschichtlichem und
theaterästhetischem sowie bühnentechnischem
Material ist außerordentlich bedeutend und auf-
schlußreich. Daneben verdient die Magdeburger
Schau aber auch Anerkennung als ausstellungs-
technische , insbesondere als baulich-formale
Leistung. Unter den mitwirkenden Architekten
tritt besonders Professor Albinmüller, Mit-
glied der Darmstädter Künstlerkolonie, hervor.
Man kennt ihn seit langem als einen Architekten
von ruhig-besonnener und schlichter Formge-
bung, in der trotzdem auch eine ausgesprochene
Befähigung zu repräsentativen Wirkungen liegt.
Diese Eigenart seiner Begabung zeigt sich auch
bei den Bauten, die er zur Magdeburger Aus-
stellung beigesteuert hat. Da kommt vor allem
der 60 m hohe Turm in Betracht, der das gesamte
Ausstellungsgelände weithin beherrscht und der
dem Darmstädter von gewissen Schauseiten her
vage Erinnerungen an den Hochzeitsturm auf
der Mathildenhöhe erweckt, wenngleich imBuch-
stäbuchenderFormkeinerleiÜbereinstimmungen
bestehen. Dieser Turm besteht aus zwei Teilen:
aus einem 45 m hohen Unterbau und aus einem
völlig in Glas und Stahl gehaltenen Haus, das
sich auf dem Unterbau erhebt. Das Glashaus
erglüht abends in hellem Licht; ein starker, das
Märchenhafte streifender Eindruck. Das Haus
wie der Turmsockel zeigt einfache kubische
Formen, die sich oben hin ins Leichtere auflösen.
Das Ganze spricht die Sprache der Neuzeit; eine
vom Geist der Technik inspirierte Denkweise
macht sich in allen Formen bemerkbar.
Von Albinmüller rührt die Anlage des Ehren-
hofes her, eine repräsentative Platzgestaltung
von 8000 qm Fläche, bei der vor allem auf
überzeugende rhythmische Gliederung der um-
gebenden Baukörper geachtet wurde. Von leb-
hafter Wirkung ist auch das Pferdetor, das den
Gedanken des Darmstädter Löwentor (von
Albinmüller und Bernhard Hoetger) in sehr
glücklicher Form wiederholt: mächtige Pfeiler,
aus Blendsteinen gemauert, die oben die Figuren
gebäumter Rosse tragen und unten durch ein-
XXX. September 1927. 7