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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0018
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VI

Vorrede.

des 16. und 17. Jahrhunderts ganz zu geschweigen. Wer gleich-
zeitig in so vielen Fragen sich orientieren muss, wird immer Ge-
fahr laufen, den Fachleuten als Dilettant zu erscheinen; und
thatsächlich fühle ich mich auf mehr als einem der berührten
Gebiete ganz als solcher. Doch wollte ich lieber das darin liegende
Odium auf mich nehmen, als auf den grossen Vorzug verzichten,
eine möglichst allseitige und umfassende Anschauung von den
Dingen zu erlangen.

Um so mehr aber war es mir Bedürfnis, dem Leser eine
leichte Controlle meiner Behauptungen zu ermöglichen, zumal
ich mich bemüht habe weniger Untersuchung als Darstellung
zu geben. Durch anmerkungsweise gebrachte Citate ist das
nicht zu erreichen, oder das Buch hätte aus Anmerkungen
bestanden. Darum habe ich zu der Form der Belege gegriffen,
und hier soweit als möglich alle in Betracht kommenden Quellen-
stellen in vollem Wortlaute mitgeteilt. So haben es unsere Alten
gethan, und dies giebt den Werken eines Gretser noch immer
ihren Wert. Man kann verfolgen, wie dessen Quellenbelege bis
in die Gegenwart fortwirken, trotzdem wir nicht nur viel mehr
Material haben, sondern auch das alte in neuen, den Text oft
wesentlich verändernden Ausgaben vorliegt. Mir schwebte der
Gedanke vor, jene alten Fundgruben durch eine neue, dem Stande
unsers jetzigen Wissens entsprechende Materialsammlung zu er-
setzen. Dass ich absolute Vollständigkeit erreicht hätte, glaube
ich nicht im mindesten; doch hoffe ich nichts wesentliches von
dem, was bereits beigebracht war, übersehen, manches neu hin-
zugefügt zu haben. Man vergleiche beispielsweise meine Belege
zur Abgarlegende mit der Liste Tixeront's, die Harnack gewürdigt
hat, sie seiner Literaturgeschichte einzuverleiben. Vielleicht
habe ich stellenweise des Guten eher etwas zu viel gethan. Ich
habe lange geschwankt, ob ich die Belege aus der griechisch-
römischen Litteratur zu Kapitel 1 aufnehmen sollte; aber da es
noch keine derartige Sammlung gab, glaubte ich andern einen
Dienst zu thun, wenn ich ihnen darbot, was ich selbst mir müh-
sam hatte zusammenlesen müssen.

Erweist dieser Teil der Arbeit sich vielleicht auch dem Philo-
logen als nützlich, so war mein Absehen doch zunächst darauf ge-
richtet, dem Theologen einen Eindruck von dem ihm ferner liegen-
den Gebiete griechisch-römischen Glaubens zu geben: nur wer sich
 
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