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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0020
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VIII

Vorrede.

Von Christusbildern handelt dies Buch. Der wird enttäuscht
werden, der, den Untertitel übersehend, eine kunstgeschichtliche
Studie erwartet. Ich glaube zwar behaupten zu dürfen, dass
diese Legendenstudie auch für die Kunstgeschichte nicht ganz
bedeutungslos ist, sofern sie vielverbreitete Anschauungen über
die Einwirkung jener Wunderbilder auf den Typus der Darstel-
lung bekämpft. Aber ich habe mich absichtlich von den eigent-
lich archäologischen und kunstgeschichtlichen Fragen fern ge-
halten, um nicht unnötig dem Dilettantismus zu verfallen. Studien
zur Religionsgeschichte, auch zur Konfessiouskunde kann man
die vorliegenden nennen. Denn in der Legende legt das Volk
oft den besten Teil seines religiösen Empfindens nieder. Legendär
heisst unwirklich, ungeschichtlich, das ist richtig; aber zugleich
ist doch die Legende oft eine geschichtliche Macht, deren Wirk-
lichkeit sich unter Umständen auch unangenehm fühlbar machen
kann. Es lohnt sich jedenfalls, mit diesen Legenden sich zu be-
schäftigen, vor allem in einer Zeit, wo die Psychologie als Weg
aller Erkenntnis, auch auf dem Gebiete der Religion, gilt. Nicht
in Konzilsbeschlüssen und dogmatisch-polemischen Werken der
Theologen, nur in der Legende kann man die religiöse Volks-
psychologie studieren.

Dass ich zu mannigfachem Danke für freundliche Auskunft
und Beratung nach vielen Seiten verpflichtet bin, brauche ich
kaum zu sagen. Ich sende hiermit dankbare Grüsse in die Nähe
wie in die Ferne.

Jena, Dez. 1898.

y. 1).
 
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