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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0057
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IL Das Aufkommen des Bilderdienstes innerhalb der Christenheit. 37

Nikodemos, bei denen man auch zuweilen Hilfeleistung von
Engeln hat hinzunehmen wollen. Das wird sofort klar sein, wenn
wir nun dazu übergehen, die Legende der einzelnen Achiropoi'iten
darzustellen.

Zuvor aber dürfte es gut sein, noch kurz einen Blick auf
die Geschichte des Wortes „Achiropoi'itos" zu werfen.')

Das Wort αχειροποίητος „von Händen nicht gemacht", wo-
mit als Synonym gelegentlich άχειρότευκτος wechselt, ist in
ausserchristlicher Litteratur meines Wissens bisher nicht nachge-
gewiesen worden.2) Es begegnet zuerst im Neuen Testament, bei
Paulus. Doch dürfte. er es aus der jüdisch-christlichen Umgangs-
sprache entlehnt haben. Weiterhin findet es sich anfangs nur
selten und fast nur in Anlehnung an die neutestamentlichen
Stellen. Erst in byzantinischer Zeit wird der Gebrauch ein
häufigerer, wobei vor allem die Beziehung auf die Bilder in den
Vordergrund tritt. Zunächst freilich hat das Wort eine weitere
Bedeutung: es bezeichnet alles, was nicht von Menschenhand
stammt: so wird es geradezu gesagt von der Natur, wie sie aus
Gottes Hand ohne Zuthun der Menschen hervorgegangen ist,

1) s. Belege 17.

2) Auch nicht bei den LXX und ebenso wenig bei Philo, wie mir der
beste Kenner Dr. Wendland auf Grund des handschriftlichen Lexikon von
Grossmann freundlichst bestätigt hat. Wenn Clem. AI. (Belege zu I 74)
scheinbar den Ausdruck als den Heiden Alexandriens geläufig behandelt,
so fragt sich doch, ob die Formulierung nicht erst von ihm stammt. Das-
selbe gilt von dem vielleicht vorchristlich jüdischen Stück (Belege zu I 42),
das wir jedoch nur durch Isidor (105) kennen. Als offizielles Beiwort des
Artemisbildes kann da eher άγειρομίαντος (a45) gelten, was freilich zeigt, wie
nahe solche Bildungen lagen; vgl. άχειρονργητος bei Pollux Onomastikon
II 154 (ed. Bekker 90): άχείρωτον όε Σοφοκ?.ής (OC 698) εΐρηκε το άχειρονρ-
γητον. Speziell άχειροποίητος scheint zunächst eine von Juden oder Christen
ausgegangene Bildung im Gegensatz zu dem χειροποίητος der LXX, das als
Wiedergabe von b^'ü eine ganz spezifische Bedeutung erlangt hatte. Doch hat
das Wort gerade an den ältesten Stellen nicht diese Bedeutung. Das legt es
nahe, auch hier der vonDeissmann mit Recht vertretenen Anschauung folgend,
anzunehmen, dass das Wort doch ein in der Umgangssprache verbreitetes
war, dem nur im jüdisch-christlichen Gebrauch eine spezielle Bedeutung
zugewachsen ist. Für diese hatte das Griechentum ein anderes Wort, eben
όιιπετής, das aber eine dem Christentum anstössige \rorstellung involvierte.
In keinem der alten griechischen Lexika finde ich άχειροποίητος; — reich- ?
liches Material bietet Stephaims' Thesaurus.
 
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