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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0058
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38

ν. Dobschütz, Christusbilder.

von dem einsam emporragenden Fels, den der Eremit sich statt
einer Säule als seinen Standort erwählt.1) Auch der Mensch
selbst wird wohl gelegentlich, als von Gott selbst gebildet, so
bezeichnet.2) Meist aber knüpft der Begriff an die eigentüm-
liche, aus der platonischen und philonischen Philosophie über-
kommene Anschauung des älteren Christentums an, wonach alle
irdischen Dinge im Himmel ihre wahren Urbilder haben: diese
heissen als lediglich von Gottes Geist gewirkt άχειροποίητα^)
So kann auch der Leib der verklärten Auferstandenen als ein
„nicht von Händen gemachter Tempel" bezeichnet werden.4)
y Zuweilen wird άχειροποίητος geradezu mit „himmlisch" wieder-
gegeben.5) Ja, es gewinnt der Ausdruck den allgemeinen Sinn
des göttlichen, himmlischen, geistlichen, und deutet hier und
da wohl nur den symbolischen Gebrauch des Wortes, dem er
beigegeben wird, an.'1) Von den Septuaginta her aber haftet
dem Worte χειροποίητον speziell die Beziehung auf das von
Menschenhand gefertigte Bild des Götzen, das Idol, an, und so
steht auch der Gegensatz άχειροποίητος meist in Beziehung auf
bildliche Darstellung, sowohl im geistigen Sinne — vom Menschen

1) Freilich ein erst in spät byzantinischer Zeit nachweisbarer Sprachge-
brauch, s. 17 a.

2) s. Belege 17b — von der einzigartigen menschlichen Leiblichkeit
Jesu αζαα.

3) So besonders auf Grund der Anschauung des Hebräerbriefes, wo
das Wort selbst fehlt (cf. ου χειροποί?μος Qu), die Späteren — Belege 17 c
ε—ς—ξ, besonders aber η, wo das Vorhandensein von (/.χειροποίητα auf
Erden bestritten zu werden scheint. — Bemerkenswert ist demgegenüber
die Umdeutung, die der klare Begriff im Zusammenhang der Christologie
bei Theodoret (ζ aa) erfährt.

4) s. Belege 17 c α—β; — hier ist besonders interessant die Contro-
verse, die sich über die Deutung des Wortes in 2. Cor. 5l bereits im 3. Jahr-
hundert zwischen Realisten (Methodios von Olympos) und Spiritualisten
(Origenes' Schule) erhoben hat (s. dazu Harnack, Dogmengeschichte3 I
740ff. Loofs, Dogmengeschichte3143ff.). Für die letzteren ist uy. einfach -
πνευματικός; Methodios bemüht sich zu zeigen, dass es die verklärte Leib-
lichkeit bezeichnen könne.

5) So Belege 17 c β ßß—γγ — und besonders 9. Dies Moment ist
bedeutsam wegen der Analogie zu διιπετης, das wir gleichfalls mit ουράνιος
gleichgesetzt fanden (S. 1 A. 3). Die Combination wird bestätigt durch 17 c i.

6) So Belege 17 d.
 
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