VI. Die Veronica-Legende.
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die schon einmal dem Stellvertreter des avignioneser Papstes,
Bischof Jakob von Arezzo, das Recht streitig gemacht hatten,
bei der Vorzeigung der Veronica mit zu fungieren,1) haben es
später sogar durchgesetzt, dass ein gekrönter römischer Kaiser
— Friedrich III. 1452 — nicht zur Besichtigung der Veronica
zugelassen wurde, bevor er nicht zum Kanonikus von Sankt Peter
ernannt, die Tracht der Domherrn angelegt hatte.2) Freilich
sagte man dem Kaiser Karl IV. nach, dass er bei seiner Krönung
im Jahre 1355 das \7eronicabild aus dem Vatikan habe entwenden
wollen.3) Der Verlust dieses Heiligtums aber erschien als das
grösste Unglück,4) weswegen man es auch in Zeiten der Gefahr
in die Engelsburg flüchtete.5) Alle anderen Reliquien an Wert
weit überragend, erhob es durch seine Anwesenheit die Basilika
Sankt Peters über alle Kirchen der Erde.6) Es war ein Akt
besonderer, wunderbarer göttlicher Fügung, dass dieses Heiligtum
hierhin gelangt war.7)
Was aber hatte es denn überhaupt für eine Bewandtnis mit
ihm? Diese Frage beansprucht für uns besonderes Interesse.
Man nannte es meist kurzweg das h. Schweisstuch Christi, seltener
das Bild Christi. Als populäre Bezeichnung dafür galt Veronica.8)
Sicher glaubte man davon zu wissen, es sei zur Zeit des Tiberius
1) s. 67 o. 2) s. 94. vgl. 100. % 3) s. 73.
4) s. 46. δ) s. 80. 6) s. 106, vgl. 98. 101.
7) s. 53. 60 a. 63.
8) Der Sprachgebrauch schwankt sehr und war offenbar auch der
Mode unterworfen: die älteste Bezeichnung ist sudarium 10. 11. 15. 16.
22a. c. d. 30a. 34; dann wird cffigies üblich 30. 35. (36). 44. 51. 54. 55, auch
vidtus effigies 32. 39, rultus imago 53. 60., facies 40, facies et ftgura 38,
woneben sudarium als Vulgärausdruck erscheint 54. 55, {effigiei s. domi-
7iicae sudarium 47), bis sudarium wieder aufkommt (62). 63. 67bc. 68.
[69]. 70. [72]. [81]. 94. 98. 100. 101. 106. [107] und sich so sehr durchsetzt,
dass noch in dem unter Gregor XIII. (1575 ?') geschriebenen Pilgerführer
des Serranus (s.S. 273*) 25 zu dem sudarium nur die bekannte Geschichte
aus Beda (Belege IV 5a/?), nichts von der Veronicalegende erzählt wird.
In dem Ausdruck sudarium an sich liegt noch kein Hinweis auf ein Bild
mit schmerzvollem Antlitz (gegen Grimm 145=165). Daneben geht von
Anfang an bis in die späteste Zeit die Bezeichnung als Veronica her, zu-
nächst meist irgendwie als populärer Name charakterisiert: 15. 16. 22c.
39a.b. 53. 55. [58]. 76. 98. 100, später kurzweg offiziell gebraucht 20a. 22a
(von dem Oratorium? vgl. 7). 22b. [25a.b.] (32). [37b]. [38]. 46. [50?]. 59.
(62). 64. 67 a. 68. 73, [79]. 80. [82]. [88]. 89. [108]. 111. '
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die schon einmal dem Stellvertreter des avignioneser Papstes,
Bischof Jakob von Arezzo, das Recht streitig gemacht hatten,
bei der Vorzeigung der Veronica mit zu fungieren,1) haben es
später sogar durchgesetzt, dass ein gekrönter römischer Kaiser
— Friedrich III. 1452 — nicht zur Besichtigung der Veronica
zugelassen wurde, bevor er nicht zum Kanonikus von Sankt Peter
ernannt, die Tracht der Domherrn angelegt hatte.2) Freilich
sagte man dem Kaiser Karl IV. nach, dass er bei seiner Krönung
im Jahre 1355 das \7eronicabild aus dem Vatikan habe entwenden
wollen.3) Der Verlust dieses Heiligtums aber erschien als das
grösste Unglück,4) weswegen man es auch in Zeiten der Gefahr
in die Engelsburg flüchtete.5) Alle anderen Reliquien an Wert
weit überragend, erhob es durch seine Anwesenheit die Basilika
Sankt Peters über alle Kirchen der Erde.6) Es war ein Akt
besonderer, wunderbarer göttlicher Fügung, dass dieses Heiligtum
hierhin gelangt war.7)
Was aber hatte es denn überhaupt für eine Bewandtnis mit
ihm? Diese Frage beansprucht für uns besonderes Interesse.
Man nannte es meist kurzweg das h. Schweisstuch Christi, seltener
das Bild Christi. Als populäre Bezeichnung dafür galt Veronica.8)
Sicher glaubte man davon zu wissen, es sei zur Zeit des Tiberius
1) s. 67 o. 2) s. 94. vgl. 100. % 3) s. 73.
4) s. 46. δ) s. 80. 6) s. 106, vgl. 98. 101.
7) s. 53. 60 a. 63.
8) Der Sprachgebrauch schwankt sehr und war offenbar auch der
Mode unterworfen: die älteste Bezeichnung ist sudarium 10. 11. 15. 16.
22a. c. d. 30a. 34; dann wird cffigies üblich 30. 35. (36). 44. 51. 54. 55, auch
vidtus effigies 32. 39, rultus imago 53. 60., facies 40, facies et ftgura 38,
woneben sudarium als Vulgärausdruck erscheint 54. 55, {effigiei s. domi-
7iicae sudarium 47), bis sudarium wieder aufkommt (62). 63. 67bc. 68.
[69]. 70. [72]. [81]. 94. 98. 100. 101. 106. [107] und sich so sehr durchsetzt,
dass noch in dem unter Gregor XIII. (1575 ?') geschriebenen Pilgerführer
des Serranus (s.S. 273*) 25 zu dem sudarium nur die bekannte Geschichte
aus Beda (Belege IV 5a/?), nichts von der Veronicalegende erzählt wird.
In dem Ausdruck sudarium an sich liegt noch kein Hinweis auf ein Bild
mit schmerzvollem Antlitz (gegen Grimm 145=165). Daneben geht von
Anfang an bis in die späteste Zeit die Bezeichnung als Veronica her, zu-
nächst meist irgendwie als populärer Name charakterisiert: 15. 16. 22c.
39a.b. 53. 55. [58]. 76. 98. 100, später kurzweg offiziell gebraucht 20a. 22a
(von dem Oratorium? vgl. 7). 22b. [25a.b.] (32). [37b]. [38]. 46. [50?]. 59.
(62). 64. 67 a. 68. 73, [79]. 80. [82]. [88]. 89. [108]. 111. '