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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0511
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Belege zu Kapitel V.

197*

Edessa Lueca: tmde ad Luccam navigio pervenit civitatem magnam et
inclitam, ubi imago domini nostri Ihesu Christi α Nichodemo secundum
eins expressam (codd. expressa) similitudinem facta (,ut) narratur, ab
universo ibidem orbe colitur atque adoratur.
Danach auch das deutsche Gedicht Α bei Massmann 53f. (neben Edessa).

f) vita arab. aus dem syrischen übersetzt, doch mit Interpolationen aus
dem lateinischen (?) Α ASS 1. c. 268: 14.

von Seleucia aus Edessam, ubi domini nostri Iesu Christi imago asser-
vatur, proficiscitur, qua in urbe ieiuniis et orationi ceterisque ortho-
doxae religionis officiis intentus ad mortem usque permansit.

g) Konrad von Würzburg, S. Alexius 266—273 bei Massmann 90.

da was gedrücket in ein tuoch

f/ag bilde Iesus Cristes

gar itel karges listes

und äne menschen iverc gemacht.

ouch stuont ein miinster wol gcslaht

gezieret da vil sere.

in sant Marien ere

gewihet eg vil schone was.

Vgl. zu diesem sehr beliebten und viel bearbeiteten Heiligenleben:
AASS 17. Juli IV, 238—270, Massmann, Alexius, in der Bibliothek der ge-
samten deutschen Nationallitteratur, wo eine sehr grosse Zahl von Texten
abgedruckt ist. Dazu ist neuerdings der syrische Text gekommen, A. Amiaud,
la legende syriaque de Saint Alexis, homme de dieu, Paris 1889 (Bibl. de
l'ecole des hautes etudes, 79 fasc), mir leider unzugänglich. Das Alter
und die Entstehung der Legende (ihr Zusammenhang mit der Legende des
Johannes Kalybita) sind noch umstritten, s. Anal. Boll. X, 4S3f, Nilles,
Kalendarium2 I 123f. 472. Krumbacher2 799. — Die grosse Masse der Be-
arbeitungen erwähnt bei Edessa das Bild nicht. Wichtiger als die blosse
Erwähnung in a. h. /'. g sind die Umbildungen. Der Zusatz sanguinea c,
vielleicht zunächst nur Füllung für den Vers, weist doch auf eine Vor-
stellung wie in 56b (Gethsemane) oder in der jüngeren Veronicalegende.
In d ist aus dem bekannten Christusbilde eine Mutter-Gottes-Achiropotite
gemacht. Schlund)erger hat also einen Vorgänger! Vgl. auch zu Beilage I 53.
Hier ist der Übergang dadurch erklärlich, dass in der Erzählung immer nur
von einer Kirche der Gottesmutter die Rede ist, und auch von einem Bilde
derselben, welches wunderbar befiehlt den in grosser Kälte vor der Kirch-
thür liegenden Heiligen in die Kirche einzulassen. Am merkwürdigsten
ist e, welches uns zeigt, wie die Legende bei einer völlig durchgeführten
Umlokalisierung verfahren ist. Das Motiv war wohl an Stelle des entfernten
Syrien das nähere Italien zu setzen: dabei aber wirkte der Gedanke an das
Wunderbild derart mit, dass für Edessa mit der berühmten Achiropoi'ite
Lucca mit seinem Volto santo trat, ein äusserst charakteristischer Beleg
für Legendenverschmelzung!
 
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