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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0744
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90**

ν. Dobschütz, Christusbilder.

mit 31 übereinstimmende Erzählung hat keine andere Parallele.
Ähnlich bei der Entstehung des Bildes durch den Blutschweiss
zu Gethsemane, die aus eben diesem Synodalschreiben stammen
mag; die daran angeschlossene Schilderung der Wirksamkeit des
Thaddaeus in Edessa stammt aus Eusebios (oder vielleicht einer
jüngeren, dem 10. Jahrhundert angehörenden Bearbeitung des-
selben, s. Belege V 51). Unbekannte Quellen müssen wir noch
postulieren für die Vorgeschichte der Korrespondenz, welche
nicht wohl freie Erfindung des Redners sein kann, da sie ■—
freilich in eigener Art — Motive verarbeitet, welche uns auch
in der Doctr. Add. und in dem jüngeren lateinischen Texte be-
gegnen; ebenso für die Geschichte von Hierapolis, die an der
Epist. Abg. eine ältere, der Darstellung bei Leon Diakonos eine
jüngere Parallele hat. Der Rest hat in der ganzen übrigen
Litteratur keine so genaue Analogie als 31: sollte hier nicht die
Quelle liegen?

Dies wird bestätigt zunächst dadurch, dass 3t nicht auf £B als
seine Quelle hinweist, sondern sich als freie Bearbeitung der
älteren Acta Thaddaei (%p) darstellt. Nur von diesen aus ist
vieles in der Komposition von 31 verständlich, während in 93 von
dieser Quelle nichts mehr deutlich durchblickt: der Auftrag
Abgars an Ananias in 31 weist noch deutlich auf %p zurück,
wo es sich gar nicht um ein Bild handelte, sondern um eine
mündliche Beschreibung. Mit STp stimmt 31 überein in der Reihen-
folge von Bild und Brief: jenes war dort an die erste Stelle ge-
rückt, dies zu kurzer mündlicher Botschaft verflüchtigt; 31 be-
hält das bei, setzt aber den wirklichen Brief ein. Es begreift
sich vollkommen, dass 33, die Grundlage dieser Darstellung nicht
mehr durchschauend, in die übliche Folge zurücklenkte, während
es aller Analogie widerspricht, dass der Bearbeiter der Menaeen-
lektion 31 sich bei seiner Kürzung von 33 so durch eine dritte
Quelle sollte haben bestimmen lassen.

Es hat gewiss etwas sehr kunstvolles, wie 33 die beiden
Entstehungsgeschichten des Bildes mit einander verbindet, so
dass der ersten das Wunder von Hierapolis, der zweiten die
Thaddaeusgeschichte beigegeben wird. Aber man kann diese
Komposition noch begreifen. Dagegen rnüsste man einfach
staunen ob der Kunst des Menaeenbearbeiters, der hieraus die Dar-
stellung ohne Riss und Naht verkürzt hätte, welche in 31 vorliegt.
 
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