Beilage II 3(33.
Entscheidend ist letztlich ein kleiner Korapositionsfehler
von 93. Beide Texte stimmen überein in der Schilderung der
Krankheit Abgars. Eigentlich sind es zwei Krankheiten, die
hier verbunden sind, Podagra und Aussatz; wir sahen, dass die
Legende diese aus verschiedenen Motiven entwickelt hat; lange
Zeit wurden sie getrennt nebeneinander überliefert, jene von den
Griechen, diese von den Syrern. Bei der Translation flössen
edessenische und griechische Traditionen in einander. Vermut-
lich erst jetzt wurde dies Doppelkrankheitsbild geschaffen. Es
hatte aber einen besonderen Zweck. Der Legende hatte es
Schwierigkeiten gemacht, die altüberlieferte Heilung Abgars
durch Thaddaeus neben der Heilkraft des Bildes zu halten: jetzt
bot sich die Lösung. Abgar ward allerdings schon durch das
bei Jesu Lebzeiten von Ananias ihm überbrachte Bild geheilt;
doch etwas vom Aussatz blieb zurück. Dies wich erst, als Thad-
daeus kam und Abgar taufte. Diese Kombination, wie sie in %
vorliegt und vermutlich von 3( in bewusster Vereinigung ver-
schiedener Legendenströme geschaffen ist, hat etwas grossartig
geschlossenes. Bei 93 finden wir nur noch Trümmer davon.
Denn indem hier bei der Ankunft des Ananias mit dem Bilde
in Edessa (am Schluss des ersten Entstehungsberichtes 15) von
der Heilung gar nichts gesagt, diese dagegen ganz an das durch
Thaddaeus überbrachte Bild (am Schluss der 2. Entstehungsge-
schichte 20) geknüpft wird, ist jedes erdenkliche Motiv wegge-
fallen, die Heilung in zwei Akte zu zerlegen. Nur durch Ab-
hängigkeit von einer fest ausgeprägten Darstellung erklärt es
sich, dass 93 den Zug des übrigbleibenden Aussatzfleckes und
dessen Heilung durch die Taufe noch beibehält: und diese Quellen-
Darstellung liegt nirgends anders vor als in 5f.
Der Beweis wird geschlossen, wenn wir endlich zeigen,
dass die Verhältnisse, unter denen % entstand, eine Ausnahme
bilden von der allgemeinen Regel der Bearbeitung der Menaeen-
texte.
4. Entstehung von 51.
Wann die uns unter dem Titel Menaeen vorliegende Samm-
lung entstanden ist, muss zur Zeit noch als ein offenes Problem
bezeichnet werden. Der gedruckt vorliegende Text entstammt
vielleicht erst dem 16. Jahrhundert. Die Handschriften zeigen
die grössten Differenzen. Das aber darf nach dem zu Beilage I 93
Entscheidend ist letztlich ein kleiner Korapositionsfehler
von 93. Beide Texte stimmen überein in der Schilderung der
Krankheit Abgars. Eigentlich sind es zwei Krankheiten, die
hier verbunden sind, Podagra und Aussatz; wir sahen, dass die
Legende diese aus verschiedenen Motiven entwickelt hat; lange
Zeit wurden sie getrennt nebeneinander überliefert, jene von den
Griechen, diese von den Syrern. Bei der Translation flössen
edessenische und griechische Traditionen in einander. Vermut-
lich erst jetzt wurde dies Doppelkrankheitsbild geschaffen. Es
hatte aber einen besonderen Zweck. Der Legende hatte es
Schwierigkeiten gemacht, die altüberlieferte Heilung Abgars
durch Thaddaeus neben der Heilkraft des Bildes zu halten: jetzt
bot sich die Lösung. Abgar ward allerdings schon durch das
bei Jesu Lebzeiten von Ananias ihm überbrachte Bild geheilt;
doch etwas vom Aussatz blieb zurück. Dies wich erst, als Thad-
daeus kam und Abgar taufte. Diese Kombination, wie sie in %
vorliegt und vermutlich von 3( in bewusster Vereinigung ver-
schiedener Legendenströme geschaffen ist, hat etwas grossartig
geschlossenes. Bei 93 finden wir nur noch Trümmer davon.
Denn indem hier bei der Ankunft des Ananias mit dem Bilde
in Edessa (am Schluss des ersten Entstehungsberichtes 15) von
der Heilung gar nichts gesagt, diese dagegen ganz an das durch
Thaddaeus überbrachte Bild (am Schluss der 2. Entstehungsge-
schichte 20) geknüpft wird, ist jedes erdenkliche Motiv wegge-
fallen, die Heilung in zwei Akte zu zerlegen. Nur durch Ab-
hängigkeit von einer fest ausgeprägten Darstellung erklärt es
sich, dass 93 den Zug des übrigbleibenden Aussatzfleckes und
dessen Heilung durch die Taufe noch beibehält: und diese Quellen-
Darstellung liegt nirgends anders vor als in 5f.
Der Beweis wird geschlossen, wenn wir endlich zeigen,
dass die Verhältnisse, unter denen % entstand, eine Ausnahme
bilden von der allgemeinen Regel der Bearbeitung der Menaeen-
texte.
4. Entstehung von 51.
Wann die uns unter dem Titel Menaeen vorliegende Samm-
lung entstanden ist, muss zur Zeit noch als ein offenes Problem
bezeichnet werden. Der gedruckt vorliegende Text entstammt
vielleicht erst dem 16. Jahrhundert. Die Handschriften zeigen
die grössten Differenzen. Das aber darf nach dem zu Beilage I 93