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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0922
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268**

ν. Dobschütz, Christusbilder.

Zeit des Bilderstreites an weitere Stellen zu häufen]). Es war
ein aus mangelhafter Überschau der Quellen leicht begreiflicher
Irrtum der älteren protestantischen Polemik, wenn sie erst Nike-
phoros Kallistos und seine Zeit für jenen Glauben verantwortlich
machen wollte2); ein grösserer Irrtum freilich, wenn rationali-
stische Italiener des vorigen Jahrhunderts wie Manni, Lami,
Masini und der Abate Feova den Anlass der Legendenbildung
in einem Florentiner Maler des 11. Jahrhunderts, Luca Santo ge-
nannt, suchten3). Die Kraft jenes Glaubens zeigt sich darin, dass
er in mehrere verwandte Legendenkreise eingedrungen ist: man
denke an die slavische Abgar- und die niederrheinische Veronica-
legende4). Die Verbreitung desselben beweist die Unzahl der
auf Lukas zurückgeführten Bilder; mit Recht hat man gesagt,
ein ganzes Leben würde zu deren Herstellung nicht hingereicht
haben5).

1) s. S. 270** Α. ι. 2. 3.

2) Cent. Magd. 1 2 c. 10 p. 620 51 fr.

3) s. die genaue Darstellung der Controverse bei Fiorillo, Gesch. der
zeichnenden Künste, 1798, I 47—53; schon Tillemont, mem. II 137 (ed. 1701)
bemerkt übrigens: il est aise qu'on ait pris quelque peintre nomme Luc
pour l'evangeliste. Bei P[erie]s in Michaud's Biogr. univ. XXV 403 und
E. B[reto]n in Hoefer's Nouv. Biogr. univ. XXXII 114 schleppt sich jene Er-
klärung noch fort, obwohl sie nach dem, was Tiraboschi III 354 f., Fiorillo
und Grimm, Christusbilder 171 ff. (= 195 ff.) dagegen vorgebracht haben, in
sich zusammenfällt.

4) s. S. 132 (203* ff., 231* f.) und 249 (286*), dazu 291 Ä. 1.

5) So schon Reiske, de imag. 133. Hytrek, Art. Lukas in Kraus' R.-E.
der christl. Alterth. II 361 spricht gar von einem Methusalemalter. Collin
de Plancy, dict. des reliques et des images miraculeuses II 234 schätzt die
Zahl angeblicher Lukasbilder auf über 600 (ebd. 255 Α.: leicht 100 aufzu-
zählen! s. die Liste der bekannteren ebd. II 223 ff.). Polemiker des 16. Jahr-
hunderts wie Schenk von Tautenburg (s. S. 97*) c. 7 erklären sich die grosse
Zahl durch die zahlreichen Pilgerfahrten der apostolischen Zeit zu Maria
(vgl. Ign. ad Job. und Dion. Areop.). Spätere wie Benedict XIV. und Trom-
belli wollen viele als Kopien nach Lukasbildern fassen. Dem widerstreben
aber die lokalen Ansprüche. Allerdings bezeichnet ζ. B. Barbier de Mon-
tault, l'annee lit. ä Rome 5147 2 Bilder in S. Laurentius in Lucina aus-
drücklich als Kopien des Lukasbildes von S. Maria Maggiore; danach haben
aber doch die übrigen von ihm genannten römischen Lukasbilder als Ori-
ginale zu gelten. In älterer Zeit wusste man nur von 4 solchen (s. ms. vat.
3921 bei de Angelis, Basil. S. Mariae Maioris descr. 237) oder von 7 (In-
schrift in der Sacristei von S. Maria in Via Lata bei Aringhius, Roma sub-
 
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