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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Oth.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0049
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C. 5. Neue Ergebnisse 27

Zweitens haben wir unter dem Hera-Tempel, dessen Ruine schon vor
50 Jahren freigelegt und erforscht worden war, durch Tiefgrabungen und sorg-
fältige Untersuchungen zwei ältere Tempel in ansehnlichen Resten nachweisen
können. Aus ihnen ergibt sich, dass in Übereinstimmung mit der Überlieferung
schon im 11. Jahrhundert am SW-Fusse des Kronions nahe bei der Naturquelle
ein Tempel des Zeus und der Hera erbaut worden ist, der zunächst noch keine
Ringhalle besass. Er enthielt nachweisbar schon dieselben Götterbilder aus ein-
fachem Kalkstein, die Pausanias später im jüngsten Tempel sah: eine thronende
Hera und neben ihr einen stehenden Zeus mit einem Helm auf dem Kopf. Nachdem
der älteste Tempel durch Feuer zerstört war, ist 0,50 m höher ein zweiter Tempel
und bald nachher ein dritter, nochmals 0,80 m höher, erbaut worden. Beide
waren mit einer Ringhalle von hölzernen Säulen umgeben und hatten auch im
Inneren, ebenso wie der I. Tempel, Säulen und Wandpfeiler. Der II. Tempel
scheint nicht ganz fertig geworden zu sein. Der III. Tempel, dessen Stufen, Säulen
und Cella-Wand noch auffallend gut erhalten sind, muss nach seinen Resten noch
im Anfang des I. Jahrtausends erbaut worden sein. Er hatte ursprünglich aussen
und innen Säulen aus Holz, die vom 7. Jahrhundert ab, als sie baufällig ge-
worden waren, allmählich in Stein erneuert worden sind.
Der Datierung des I. Tempels ins 11. Jahrhundert und der des II. und III. ins
9. Jahrhundert widerspricht scheinbar die Auffindung von korinthischen Scherben
unter den Fussböden der beiden oberen Tempel und namentlich auch die eines
korinthischen Alabastrons unter dem Fundament der Ringhalle des II. Tempels.
In Wirklichkeit widersprechen diese orientalischen Funde meiner Datierung jedoch
nicht, weil die protokorinthische und korinthische Kunst, wie schon eben an-
gedeutet und im XIII. Abschnitt näher gezeigt wird, viel zu spät datiert werden.
Seit langem bin ich überzeugt, dass sie weder ins 7. oder 8. Jahrhundert gehört
noch überhaupt griechisch ist, wie fast allgemein gelehrt wird, sondern dass sie
aus Phönikien stammt und schon in den ersten Jahrhunderten des I. Jahrtausends
von Tyros und anderen orientalischen Orten nach Griechenland, Italien und
Karthago exportiert worden ist.
Drittens haben wir unter dem Pelopion der klassischen Zeit und unter
dem Torgebäude eines noch älteren Bezirkes die steinerne Einfassung des ältesten
Pelopions entdeckt, die so tief liegt, dass sie älter als das I. Heraion sein und,
daher noch dem II. Jahrtausend angehören muss. Das hügelförmige Pelopion ist
andererseits jünger als die aus der 1. Hälfte des II. Jahrtausends stammenden
Apsidenhäuser der neolithischen Zeit und darf daher der 2. Hälfte des II. Jahr-
tausends zugeteilt werden, also gerade derjenigen Zeit, der es auch die Über-
lieferung zuweist; denn nach Pausanias (V, 13, 1) war es von Herakles, dem
Sohne der Alkmene, für seinen angeblichen Vorfahren Pelops erbaut worden,
also von demselben achäischen Heros, der auch das olympische Stadion ab-
gemessen und die „Spiele des Pelops" erneuert haben sollte. Das Pelopion war
 
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