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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Dohme, Robert: Karl Friedrich Schinkel: geb. in Neu-Ruppin d. 13. März 1871, gest. in Berlin d. 9. October 1841
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0021
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WIEDER IN DER HEIMATH.

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damalige Sinnesweife charakterihifche Brief, den er hierüber dem Berliner Buch-
händler J. Fr. Unger fchrieb, ifl noch erhalten. Aus dem Project ifl bekanntlich
nichts geworden.
Trotz feiner Herkunft aus der clafhcihifchen Schule fleht Schinkel hier alfo
durchaus auf dem Boden der Romantik. Deshalb blieben auch die Parifer Re-
naiffancebauten ohne Eindruck auf ihn; wParis ifl nicht im Stande mich wie Italien
einzunehmen; ich denke aus gewiffen Gründen meine Rückkehr nach Berlin zu
befchleunigen«. Als Romantiker betritt er die Heimath wieder und erft in
fpäteren Jahren ftrcift er allmälig die Eindrücke diefer erflen Studienreife ab.
Zu direktem Einhufs auf Schinkels baukünftlerifches Schaffen kam diefe feine
Geihesdispohtion zunächh nicht; für lange Jahre fand er überhaupt keine Thä-
tigkeit auf feinem eigentlichen Berufsfelde. Bei feiner Rückkehr war Preufsen
bereits tief vom Sturm der Zeiterreigniffe erfchüttert; der bevorflehende Kampf
mit dem für den Augenblick noch befreundeten Frankreich lag bereits in der
Luft. Und als er dann losbrach und fo verliei, wie gefchah, da war für lange
Zeit jede irgend ktinftlerifche Bauthätigkeit in Preufsen unmöglich geworden.
Während des Jahrzehnts von 1805—181$ ifl kein einziges namhaftes Gebäude in
Berlin enthanden! Als dann endlich nach wiederhergeflelltem Frieden Schinkel
jene Reihe von Aufgaben zuhel, an denen er den Ruhm feines Lebens gewann,
da war er felbft bereits ein im Kampf ums Dafein ausgereifter Mann, der in
feinen Anfchauungen fchon wieder auf anderem Boden ftand als der zweiund-
zwanzigjährige Jüngling im Jahre 1805.
Zunächh trat an den in die Heimath Zurückgekehrten die ernhe Frage heran:
Wovon leben? Auf Befchäftigung in feinem Fache war nicht zu hohen. Reich
begabt wie er war, und durch die Reife in hohem Mafse zu malerifchem Com-
poniren angeregt, wandte er lieh der Malerei zu, denn diefe vermag von den
bildenden Künften am eheften noch gegen widrige äufsere Verhältniffe aufzu-
kommen. So finden wir ihn in den Jahren 1806 bis 1815 vornemlich als Land-
fchafts- und Architekturmaler thätig. Seine Biographen find des Lobes auch
für diefen Zweig feiner Wirkfamkeit voll. Die Nationalgalerie befitzt von ihm zehn,
zum Theil fehr grofse Originale und heben Kopien folcher; he gewährt fo allein
fchon allen Kunftfreunden die Möglichkeit, ihr Urtheil zu bilden. Dies wird dahin
lauten, dafs Schinkel's Technik nur wenig entwickelt, feine Farbe meift trübe
und fchwer ifl; eigentlich malerifche Qualitäten behtzen feine Bilder nicht und
hnd deshalb nur mit Mühe von den Arbeiten feines forgfältigen, aber doch nur
mäfsig begabten Kopiften Ahlborn zu unterfcheiden. Im Entwickelungsgange
der Kunhgefchichte nehmen he mithin keine erhebliche Stelle ein; es fei denn,
dafs man betone, wie he eine Lücke in der Zeitfolge füllen, in der auch fonft
nichts Erhebliches auf diefem Gebiete geleihet worden. Dagegen fpricht aus
feinen Kompohtionen die liebenswürdige Märchenwelt, die phantahevolle Ge-
ftaltungskraft der Romantik in ihrer vollen Eigenart. Die mittelalterliche und
die antike Welt bald einzeln fchildernd, bald mit einander vermifchend, zaubert
er uns eine phantahifch fchöne Welt vor, in der das Menfchengefchlecht, los-
gelöh von den drückenden Sorgen des Alltagslebens, ein befferes, feliges Dafein
zu führen fcheint, gleich Goethe's fchöner Menfchenwelt im Taffo. Es ift die
 
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