RÜCKKEHR NACH ROM.
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den pladifchen Schmuck für das Grabmal ihres in der Schlacht bei Leipzig
gefallenen Gatten erwartete. Einen neuen Auftrag erhielt er in Troppau, wo
damals der bekannte Fürflencongrefs tagte; der Kaifer von Oeflerreich übertrug
ihm die Ausführung eines Monuments zu Ehren des Fürflen Schwarzenberg;
das umfängliche Project wurde eingehend befprochen, gelangte jedoch aus unbe-
kannten Gründen nicht zur Ausführung.
Die Rückreife nach Rom wurde durch eine Nachricht befchleunigt, die Thor-
waldfen in Wien erhielt. In einer Gefellfchaft bei dem Fürflen Ederhazy erfuhr
er aus dem ^Diario di Roma« und gleich darauf aus einem Brief feines Schülers
Freund, dafs hch in einem feiner römifchen Ateliers ein fchwerer Unfall er-
eignet hatte. Der Fufsboden desfelben war zufammengebrochen und eine Anzahl
von Marmorfiguren und Gypsmodellen theils zertrümmert, theils flark befchädigt.
Er verliefs fogleich Wien und traf in Rom am 16. Dec. wieder ein.
Um die zahlreichen grofsen Aufträge, mit deren ehrenvoller Laft der Meifler
in feine Werkflätten zurückgekehrt war, bewältigen zu können, war er ge-
zwungen, eine immer gröfsere Zahl von Mitarbeitern zu befchäftigen. Sie rekru-
tirten lieh aus allen Nationen. Die tüchtigflen feiner Schüler und Gehilfen, die
zum Theil fchon feit längerer Zeit in feinen Ateliers arbeiteten und fpäter zu
felbftändiger Bedeutung gelangten, waren Tenerani, Hermann Freund, Bienaime,
Emil Wolff, Launitz. Aufser ihnen nennt Thiele noch mehr als vierzig, von
denen die meiden erd jetzt in Thorwaldfens Ateliers eintraten.?) Es war eine
grofse und impofante Thätigkeit, die lieh damals in den Werkdätten an der
Piazza Barberini entfaltete. Aber zu verkennen id nicht, dafs diefe madenhafte
Production auch ihre Uebeldände hatte. Oefters mufste lieh Thorwaldfen dar-
auf befchränken, feine Intentionen in kleinen Thonfkizzen anzudeuten, nach
welchen von den Gehilfen die Modelle in der zur Ausführung bedimmten Gröfse
ausgearbeitet wurden; fo forgfältig der Meider die Arbeit überwachte und ob-
fchon er die letzten Retouchen an den Werken immer felbd vornahm, fo konnte
es doch nicht ausbleiben, dafs die Theilnahme fo vieler fremder, wenn auch
noch fo geübter Hände manche Mängel verfchuldete. Auch id es nur natürlich,
dafs bei einer folchen Maffe von Arbeiten das Intereffe des Meiders nicht jeder
in gleichem Maafse zu Theil ward. Die Audräge, deren Zahl lieh bald nach feiner
Rückkehr noch vermehrte, waren fo umfänglich, dafs die contraktlichen Ver-
pdichtungen trotz der unausgefetzten Thätigkeit fo vieler Mitarbeiter fad niemals
genau eingehalten werden konnten; zuweilen verzögerte dch die Vollendung der
Arbeiten in folchem Grade, dals die Ungeduld der Bedeller in der heftigden
Weife laut ward; zu befonders verdriefslichen Auseinanderfetzungen gab das
Poniatowski-Denkmal Anlafs, das erd im Jahre 1830 aulgedellt werden konnte A)
Unter den Aufträgen, die Thorwaldfen in den erden Jahren nach feiner
Rückkehr nach Rom übernahm, verdienen zwei befonders hervorgehoben zu
werden. Bei dem einen war Thorwaldfen, dem es fo fchwer del, einen Aufruf
an feine Kund zurückzuweifen, anfangs zur Ablehnung geneigt. Die Wittwe
des Prinzen Eugene de Beauharnais, Herzogs von Leuchtenberg, beabfichtigte
zum Gedächtnifs ihres Gemahles ein Maufoleum in der Michaelskirche zu
München errichten zu laden. Leo Klenze, der bekannte Architekt des Königs
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den pladifchen Schmuck für das Grabmal ihres in der Schlacht bei Leipzig
gefallenen Gatten erwartete. Einen neuen Auftrag erhielt er in Troppau, wo
damals der bekannte Fürflencongrefs tagte; der Kaifer von Oeflerreich übertrug
ihm die Ausführung eines Monuments zu Ehren des Fürflen Schwarzenberg;
das umfängliche Project wurde eingehend befprochen, gelangte jedoch aus unbe-
kannten Gründen nicht zur Ausführung.
Die Rückreife nach Rom wurde durch eine Nachricht befchleunigt, die Thor-
waldfen in Wien erhielt. In einer Gefellfchaft bei dem Fürflen Ederhazy erfuhr
er aus dem ^Diario di Roma« und gleich darauf aus einem Brief feines Schülers
Freund, dafs hch in einem feiner römifchen Ateliers ein fchwerer Unfall er-
eignet hatte. Der Fufsboden desfelben war zufammengebrochen und eine Anzahl
von Marmorfiguren und Gypsmodellen theils zertrümmert, theils flark befchädigt.
Er verliefs fogleich Wien und traf in Rom am 16. Dec. wieder ein.
Um die zahlreichen grofsen Aufträge, mit deren ehrenvoller Laft der Meifler
in feine Werkflätten zurückgekehrt war, bewältigen zu können, war er ge-
zwungen, eine immer gröfsere Zahl von Mitarbeitern zu befchäftigen. Sie rekru-
tirten lieh aus allen Nationen. Die tüchtigflen feiner Schüler und Gehilfen, die
zum Theil fchon feit längerer Zeit in feinen Ateliers arbeiteten und fpäter zu
felbftändiger Bedeutung gelangten, waren Tenerani, Hermann Freund, Bienaime,
Emil Wolff, Launitz. Aufser ihnen nennt Thiele noch mehr als vierzig, von
denen die meiden erd jetzt in Thorwaldfens Ateliers eintraten.?) Es war eine
grofse und impofante Thätigkeit, die lieh damals in den Werkdätten an der
Piazza Barberini entfaltete. Aber zu verkennen id nicht, dafs diefe madenhafte
Production auch ihre Uebeldände hatte. Oefters mufste lieh Thorwaldfen dar-
auf befchränken, feine Intentionen in kleinen Thonfkizzen anzudeuten, nach
welchen von den Gehilfen die Modelle in der zur Ausführung bedimmten Gröfse
ausgearbeitet wurden; fo forgfältig der Meider die Arbeit überwachte und ob-
fchon er die letzten Retouchen an den Werken immer felbd vornahm, fo konnte
es doch nicht ausbleiben, dafs die Theilnahme fo vieler fremder, wenn auch
noch fo geübter Hände manche Mängel verfchuldete. Auch id es nur natürlich,
dafs bei einer folchen Maffe von Arbeiten das Intereffe des Meiders nicht jeder
in gleichem Maafse zu Theil ward. Die Audräge, deren Zahl lieh bald nach feiner
Rückkehr noch vermehrte, waren fo umfänglich, dafs die contraktlichen Ver-
pdichtungen trotz der unausgefetzten Thätigkeit fo vieler Mitarbeiter fad niemals
genau eingehalten werden konnten; zuweilen verzögerte dch die Vollendung der
Arbeiten in folchem Grade, dals die Ungeduld der Bedeller in der heftigden
Weife laut ward; zu befonders verdriefslichen Auseinanderfetzungen gab das
Poniatowski-Denkmal Anlafs, das erd im Jahre 1830 aulgedellt werden konnte A)
Unter den Aufträgen, die Thorwaldfen in den erden Jahren nach feiner
Rückkehr nach Rom übernahm, verdienen zwei befonders hervorgehoben zu
werden. Bei dem einen war Thorwaldfen, dem es fo fchwer del, einen Aufruf
an feine Kund zurückzuweifen, anfangs zur Ablehnung geneigt. Die Wittwe
des Prinzen Eugene de Beauharnais, Herzogs von Leuchtenberg, beabfichtigte
zum Gedächtnifs ihres Gemahles ein Maufoleum in der Michaelskirche zu
München errichten zu laden. Leo Klenze, der bekannte Architekt des Königs