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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Luecke, Hermann: Bertel Thorwaldsen: geb. 1770 in Kopenhagen, gest. 1844 daselbst
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0094
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BERTEL THORWALDSEN.

rifchem Geifte erfüllt ift. Für eine lange Reihe anderer Reliefs find die Stoffe
den Gedichten Anakreons entlehnt, deren leichte, fpielende Grazie in vielen der-
felben nicht minder vollkommen zum Ausdruck kommt, als in jener Kompohtion die
ernfte Schönheit der homerifchen Scene; eines der vorzüglichften fchildert Amor
in der Behaufung Anakreons, nach der dritten Ode des Dichters, in der er er-
zählt, wie Amor zu nächtlicher Stunde, von Regen triefend, in feine Wohnung
kommt, wieder ihn erwärmt und trocknet, während ihn diefer lächelnd mit feinem

Adonis.


Pfeile verwundet. Das Relief ift im Ausdruck, wie in der Kompohtion der
Figuren ein Meifterwerk von der anmuthigften Klafhcität.
Hier bildete die poetifche Idee den Ausgangspunkt des künftlerifchen
Schaffens; in anderen, kaum minder häufigen Fällen fand Thorwaldfen das an-
regende Motiv in dem ihn unmittelbar umgebenden Leben, das er nicht aufhörte,
mit offenem Künftlerauge zu beobachten. Bekannt ift, wie zwei feiner berühm-
teften Werke, der Merkur und der Hirtenknabe, ihre Entftehung einem Zufall ver-
dankten, der die Geftaltungskraft des Künftlers glücklich erregte. Thiele erzählt
bezüglich des erfteren: nEines Tages, in derViaSiftina, traf Thorwaldfens immer
 
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