STUDIEN, PORTRÄTS.
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Rchtbare Körperwelt oder 100 Charakterzüge derer, denen Menfchen entweder
vom Fleifch oder GeiR zwar angeborener, aber unRchtbarer, hingegen durch Rcht-
bare Bildungen und GeRikulationen hch oRenbar machender und äufserlich kenn-
bar werdender, innerlich verborgener guter oder böfer leidenfchaftlicher Befchaffen-
heiten, nebR $o Probekupfern aus der hchtbaren böfen GeiRerwelt. Erfunden und
gezeichnet von J. F. von Göz. GeRochen von Brichet. w — Man witterte feiner
Zeit in dem öRerreichifchen, befonders als Porträtmaler gefchätzten Freiherrn von
Göz einen deutfchen Hogarth. Die hier dargebotenen i$o Bilder Rnd meiRens
Einzelhguren, welche in phyhognomifcher Weife GeiResthätigkeiten und Seelen-
zuRände darRellen follen, wie die Unterfchriften näher andeuten (z. B. la medi-
tative, le grefher, Martin moqueur, Ninon en colere, le magniRque u. f. w.) Man
darf Re nicht mifslungen, zum Theil fehr gelungen nennen. Nun aber hat
Schadow auf einer fehr grofsen Anzahl diefer Blätter den weifsen Raum zu einer
eigenthümlichen Kritik benutzt. Theils in Köpfen, theils in ganzen Figuren, —
in Blei, mit der Feder, bald in fauberRer Ausführung, bald in feinen, bald auf
dem löfchenden Papier mit Tinte in groben zerRiefsenden Umriffen hat er die
Göz'fchen KompoRtionen theils nachgezeichnet, theils umkomponirt auf Grund
der Unterfchriften: in beiden Fällen aber Re Rets augenfälligR verbeffert. Diefe
kritifche BefchäRigung mag Reh über eine unbeRimmte Reihe von Jahren erRrecken.
Die nordifche Reife 1791 über Dänemark und Schweden nach Rufsland
brachte eine überaus reiche Ausbeute an Studien nach der Natur, insbefondere
eine grofse Anzahl Pferde-Studien, Zeichnungen der verfchiedenen Landesbewohner,
der rufRfchen Kriegsvölker und Aufnahmen von KunRwerken, z. B. Sergell's
ReiterRandbild GuRav Adolph's mit dem oben befchriebenen reichen PiedeRal:
OxenRierna diktirt Klio die Gefchichte des Königs — ein grofses Blatt in fauberRer
Aquarell-Ausführung. Der Zeichnungen zu den Reliefs am Zietendenkmal iR oben
gedacht. In ähnlicher vollendetRer malerifcher Ausführung Rndet Reh eine grofse
Zeichnung zum Denkmal des Grälen von der Mark, die Reliefs zum Tauentzien-
Denkmal, eine Anzahl EinzelRudien zu dem oben genannten Denkmal für den
Prinzen Louis und dann die Ausführung des Entwurfs in grofser Zeichnung.
Die bisher angeführten Arbeiten lallen noch in das vorige Jahrhundert, gewifs
auch eine Anzahl von Porträtköpfen, ganzen Figuren, nackt und bekleidet,
Gruppen, Kinderköpfen in einem 1798 datirten Skizzenbuch, das er mit einer
tagebuchartigen Notiz über das in Leipzig gefehene Iffland'fche Stück «Schein-
verdienR" beginnt, d. h. er giebt von jedem der Schaufpieler ganz fpeziell die
Kleidung, die verfchiedenen Stellungen an und eine CharakteriRik der Auffaffung
feiner Rolle: dies alfo iR ihm das IntereRante an dem Schaufpiel. — Ein Köpfchen
aus dem Skizzenbuche, das Bildnifs der kleinen Julie Moelter, Tochter des mit
Schadow befreundeten Geheimraths Moelter, theilen wir als Probe feiner Hand-
zeichnungen abbildlich mit, unter GegenüberRellung einer auch von Schadow her-
rührenden BüRe deRelben Kindes. Beide DarRellungen fallen nach Heydemann's
NachweiRingen**) etwa in die Zeit von 1791—94 (f. die Abbildungen S. 32 u. 33).
In das Jahr 1802 fällt ein ganz vortrefflich gezeichneter, unterlebensgrolser
Porträt-Kopf der Königin Luife im BeRtz des deutfchen Kronprinzen mit der
Schadow'fchen Unterfchrift: La regina 1802 d'al vero a Potsdam. Sein aus-
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Rchtbare Körperwelt oder 100 Charakterzüge derer, denen Menfchen entweder
vom Fleifch oder GeiR zwar angeborener, aber unRchtbarer, hingegen durch Rcht-
bare Bildungen und GeRikulationen hch oRenbar machender und äufserlich kenn-
bar werdender, innerlich verborgener guter oder böfer leidenfchaftlicher Befchaffen-
heiten, nebR $o Probekupfern aus der hchtbaren böfen GeiRerwelt. Erfunden und
gezeichnet von J. F. von Göz. GeRochen von Brichet. w — Man witterte feiner
Zeit in dem öRerreichifchen, befonders als Porträtmaler gefchätzten Freiherrn von
Göz einen deutfchen Hogarth. Die hier dargebotenen i$o Bilder Rnd meiRens
Einzelhguren, welche in phyhognomifcher Weife GeiResthätigkeiten und Seelen-
zuRände darRellen follen, wie die Unterfchriften näher andeuten (z. B. la medi-
tative, le grefher, Martin moqueur, Ninon en colere, le magniRque u. f. w.) Man
darf Re nicht mifslungen, zum Theil fehr gelungen nennen. Nun aber hat
Schadow auf einer fehr grofsen Anzahl diefer Blätter den weifsen Raum zu einer
eigenthümlichen Kritik benutzt. Theils in Köpfen, theils in ganzen Figuren, —
in Blei, mit der Feder, bald in fauberRer Ausführung, bald in feinen, bald auf
dem löfchenden Papier mit Tinte in groben zerRiefsenden Umriffen hat er die
Göz'fchen KompoRtionen theils nachgezeichnet, theils umkomponirt auf Grund
der Unterfchriften: in beiden Fällen aber Re Rets augenfälligR verbeffert. Diefe
kritifche BefchäRigung mag Reh über eine unbeRimmte Reihe von Jahren erRrecken.
Die nordifche Reife 1791 über Dänemark und Schweden nach Rufsland
brachte eine überaus reiche Ausbeute an Studien nach der Natur, insbefondere
eine grofse Anzahl Pferde-Studien, Zeichnungen der verfchiedenen Landesbewohner,
der rufRfchen Kriegsvölker und Aufnahmen von KunRwerken, z. B. Sergell's
ReiterRandbild GuRav Adolph's mit dem oben befchriebenen reichen PiedeRal:
OxenRierna diktirt Klio die Gefchichte des Königs — ein grofses Blatt in fauberRer
Aquarell-Ausführung. Der Zeichnungen zu den Reliefs am Zietendenkmal iR oben
gedacht. In ähnlicher vollendetRer malerifcher Ausführung Rndet Reh eine grofse
Zeichnung zum Denkmal des Grälen von der Mark, die Reliefs zum Tauentzien-
Denkmal, eine Anzahl EinzelRudien zu dem oben genannten Denkmal für den
Prinzen Louis und dann die Ausführung des Entwurfs in grofser Zeichnung.
Die bisher angeführten Arbeiten lallen noch in das vorige Jahrhundert, gewifs
auch eine Anzahl von Porträtköpfen, ganzen Figuren, nackt und bekleidet,
Gruppen, Kinderköpfen in einem 1798 datirten Skizzenbuch, das er mit einer
tagebuchartigen Notiz über das in Leipzig gefehene Iffland'fche Stück «Schein-
verdienR" beginnt, d. h. er giebt von jedem der Schaufpieler ganz fpeziell die
Kleidung, die verfchiedenen Stellungen an und eine CharakteriRik der Auffaffung
feiner Rolle: dies alfo iR ihm das IntereRante an dem Schaufpiel. — Ein Köpfchen
aus dem Skizzenbuche, das Bildnifs der kleinen Julie Moelter, Tochter des mit
Schadow befreundeten Geheimraths Moelter, theilen wir als Probe feiner Hand-
zeichnungen abbildlich mit, unter GegenüberRellung einer auch von Schadow her-
rührenden BüRe deRelben Kindes. Beide DarRellungen fallen nach Heydemann's
NachweiRingen**) etwa in die Zeit von 1791—94 (f. die Abbildungen S. 32 u. 33).
In das Jahr 1802 fällt ein ganz vortrefflich gezeichneter, unterlebensgrolser
Porträt-Kopf der Königin Luife im BeRtz des deutfchen Kronprinzen mit der
Schadow'fchen Unterfchrift: La regina 1802 d'al vero a Potsdam. Sein aus-
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