RÜCKKEHR NACH BERLIN.
47
ein Freundfchaftsverhältnifs gebildet; denn Tieck, zu deffen nur auf das Ideale
gerichtetem Charakter das Bedtirfnifs des Anfchluffes an eine kräftige Perfönlich-
keit gehörte und der diefem Bedürfnifs bis dahin durch ein engeres Zufammen-
leben mit dem Bildner Bartolini genügt hatte, fühlte kch bei weitem fympathifcher
von Rauch angezogen, welchem er lieh von da ab fo eng anfchlofs, dafs auf viele
Jahre gemeinfame Arbeiten und noch weit länger eine Rete Freundfchaft daraus
erwuchs. — Die beiden Kandelabergruppen find jede in ihrer Weife fchön charak-
terihrt: bewegte Anmuth und ruhiger Ernft find die geforderten und gewährten
Gegenfätze der Horen und Parzen. Tieck fürchtete zu zierlich geworden zu fein
und zu fehr hinter Rauch zurückzuRehen. Rauch tröRete ihn mit Recht darüber.
Denn in der That Reht die Rauch'fche Arbeit etwas zurück hinter der Tieck'fchen.
Nicht in der CharakteriRik, wohl aber in der Behandlung des Reliefs als folchen,
worin Tieck dem GenoRen technifch noch überlegen war. Es wird weiterhin
noch auf Rauch's damalige Relief-Technik zurückzukommen fein.
Die Königin-Statue wurde zur letzten Ueberarbeitung nach Rom gefchafft.
Bis zum io. AuguR 1814 waren alle Stücke des Denkmals zur Verfendung
nach Berlin vollendet. Die Zwifchenzeit bis zur eigenen Reife nach Berlin zur
Ausheilung des Monuments nützte Rauch noch Reifsig aus durch eine Marmor-
bearbeitung der BüRe Martin Schongauer's für die Walhalla, zu welcher Humboldt
ihm eine Zeichnung nach einem in Wien vorhandenen Bilde des MeiRers hatte
fchicken müffen; ferner arbeitete er an einer MarmorbüRe des Königs, fchuf zwei
Marmor-Tondi mit den BildniRen des Königs und auf der Rückfeite Viktorien
beziehungsweife Adler und führte die beim erRen römifchen Aufenthalt begonnene
Statue der Adelheid von Humboldt Reifsig weiter.
Gegen Ende des Jahres verliefs Rauch die römifche Wirkfamkeit. Aber der
UnRern, welcher das Modell der Königin auf der Hinreife nach Italien bedroht
hatte, waltete auch bei der Rückreife des Marmorbildes. In München erfuhr
Rauch am Weihnachtsabend zufällig durch die Zeitung, dafs das englifche Fahr-
zeug, auf welchem die Königin eingefchiRt war, acht Tage nach dem Auslaufen
aus dem Hafen von Livorno von einem amerikanifchen Kaper genommen fei.
In Zweifel über das Schickfal feines Werkes vollendete Rauch feine Reife, zu-
gleich mit getheilten Gefühlen — denn, wenn diefe Arbeit verloren blieb, glaubte
Rauch fchon jetzt, Re durch eine beRere erfetzen zu können. Doch überwog die
Erleichterung des Herzens, als am /. Januar des kommenden Jahres 181$ die
Nachricht einging, dafs der amerikanifche Kaper wiederum von einem englifchen
abgefangen, und das Marmorbild in Jerfey gelandet fei.
Rauch, zunächR als GaR im königlichen Schlöffe aufgenommen, erhielt bald
ein Studio in einem auf dem königlichen Bauhofe (StallRrafse 12) belegenen Haufe.
Während die Ankunft der Königin-Statue und der Kandelaber Reh noch Monate
lang verzögerte, griff er nun mit lebhafter Hand ein in die Entwickelung der
damaligen KunRzuRände Berlins. Es war die Zeit, wo durch den AnRofs von
Schinkel und Beuth KunR und Gewerbe, wie auch das KunRgewerbe zu einem
neuen Auffchwung gelangten, der getragen war durch die geiRige Erhebung des
preufsifchen Volkes in den Regreichen Befreiungskriegen. Wir brauchen nur zu
erinnern an die Stadtveränderungs- und Stadtbebauungspläne des nach mühevollem
47
ein Freundfchaftsverhältnifs gebildet; denn Tieck, zu deffen nur auf das Ideale
gerichtetem Charakter das Bedtirfnifs des Anfchluffes an eine kräftige Perfönlich-
keit gehörte und der diefem Bedürfnifs bis dahin durch ein engeres Zufammen-
leben mit dem Bildner Bartolini genügt hatte, fühlte kch bei weitem fympathifcher
von Rauch angezogen, welchem er lieh von da ab fo eng anfchlofs, dafs auf viele
Jahre gemeinfame Arbeiten und noch weit länger eine Rete Freundfchaft daraus
erwuchs. — Die beiden Kandelabergruppen find jede in ihrer Weife fchön charak-
terihrt: bewegte Anmuth und ruhiger Ernft find die geforderten und gewährten
Gegenfätze der Horen und Parzen. Tieck fürchtete zu zierlich geworden zu fein
und zu fehr hinter Rauch zurückzuRehen. Rauch tröRete ihn mit Recht darüber.
Denn in der That Reht die Rauch'fche Arbeit etwas zurück hinter der Tieck'fchen.
Nicht in der CharakteriRik, wohl aber in der Behandlung des Reliefs als folchen,
worin Tieck dem GenoRen technifch noch überlegen war. Es wird weiterhin
noch auf Rauch's damalige Relief-Technik zurückzukommen fein.
Die Königin-Statue wurde zur letzten Ueberarbeitung nach Rom gefchafft.
Bis zum io. AuguR 1814 waren alle Stücke des Denkmals zur Verfendung
nach Berlin vollendet. Die Zwifchenzeit bis zur eigenen Reife nach Berlin zur
Ausheilung des Monuments nützte Rauch noch Reifsig aus durch eine Marmor-
bearbeitung der BüRe Martin Schongauer's für die Walhalla, zu welcher Humboldt
ihm eine Zeichnung nach einem in Wien vorhandenen Bilde des MeiRers hatte
fchicken müffen; ferner arbeitete er an einer MarmorbüRe des Königs, fchuf zwei
Marmor-Tondi mit den BildniRen des Königs und auf der Rückfeite Viktorien
beziehungsweife Adler und führte die beim erRen römifchen Aufenthalt begonnene
Statue der Adelheid von Humboldt Reifsig weiter.
Gegen Ende des Jahres verliefs Rauch die römifche Wirkfamkeit. Aber der
UnRern, welcher das Modell der Königin auf der Hinreife nach Italien bedroht
hatte, waltete auch bei der Rückreife des Marmorbildes. In München erfuhr
Rauch am Weihnachtsabend zufällig durch die Zeitung, dafs das englifche Fahr-
zeug, auf welchem die Königin eingefchiRt war, acht Tage nach dem Auslaufen
aus dem Hafen von Livorno von einem amerikanifchen Kaper genommen fei.
In Zweifel über das Schickfal feines Werkes vollendete Rauch feine Reife, zu-
gleich mit getheilten Gefühlen — denn, wenn diefe Arbeit verloren blieb, glaubte
Rauch fchon jetzt, Re durch eine beRere erfetzen zu können. Doch überwog die
Erleichterung des Herzens, als am /. Januar des kommenden Jahres 181$ die
Nachricht einging, dafs der amerikanifche Kaper wiederum von einem englifchen
abgefangen, und das Marmorbild in Jerfey gelandet fei.
Rauch, zunächR als GaR im königlichen Schlöffe aufgenommen, erhielt bald
ein Studio in einem auf dem königlichen Bauhofe (StallRrafse 12) belegenen Haufe.
Während die Ankunft der Königin-Statue und der Kandelaber Reh noch Monate
lang verzögerte, griff er nun mit lebhafter Hand ein in die Entwickelung der
damaligen KunRzuRände Berlins. Es war die Zeit, wo durch den AnRofs von
Schinkel und Beuth KunR und Gewerbe, wie auch das KunRgewerbe zu einem
neuen Auffchwung gelangten, der getragen war durch die geiRige Erhebung des
preufsifchen Volkes in den Regreichen Befreiungskriegen. Wir brauchen nur zu
erinnern an die Stadtveränderungs- und Stadtbebauungspläne des nach mühevollem