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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Schmarsow, August: Pierre-Jean David d'Angers: geb. zu Angers d. 12. März 1788, gest. in Paris d. 5. Januar 1856
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0214
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PIERRE-JEAN DAVID D'ANGERS.

kommen, über der Afche des hehren Todten zu weinen, — und es ift ein
Grofses um die Thräne der Jungfrau.
"Nackt liegft Du auf dem kalten Stein! Gut, die muthigen Männer, die Dir
ein Afyl gewähren, find arm und entblöfst wie Du, fo lange he um die Freiheit
kämpfen, die das Leben ift. — Als der Meifsel über Deine jungen Glieder ging,
gab der Marmor einen klangvollen Ton, wie eine Antwort für den emhgen Bild-
ner. Nun bift Du da, fchweigfam und nachdenklich. O, ergreif die grofsen See-
len, die Dich fchauen, entfache die Liebe fürs Vaterland, wie eine Sonne leuch-
tendes Leben überall hin ausftrahlt....
— "Da ftehen he, die majeflätifchen Schatten grofser Männer, denen ich
mein Dafein, mein Künftlerherz geweiht. Sie drängen hch Kopf an Kopf. Da
ift Gregor, der alte Bifchof von Blois, der Freiheitsapoftel, delfen fromme Seele
hch Chrihus vorhellt, wie er auf der Welt htzt, den Finger in fein Blut taucht
und das grofse Gefetz fchreibt: Freiheit, Brüderlichkeit.
"La Revelliere-Lepeaux, ein Republikaner, der beiten Zeiten der Gefchichte
werth: arm in die öffentlichen Aemter eingetreten, ift er arm aus ihnen gefchieden,
ein ehrwürdiger, makellofer Mann, ftreng gegen hch, voll Nachhcht gegen andere,
kehrt er zu feinem Lieblingsltudium, der Botanik zurück. Gern weilt mein Blick
auf Deinem fchönen Antlitz; denn es ift voll Ruhe und Freundlichkeit! — Da
ift Volney, der über den Trümmern der Weltreiche wandelnd mit fchneidender
Schärfe die Urfachen ihres Falles gezeigt hat, — Cuvier, der in die Eingeweide
der Erde taucht und mit beredten Blättern, einem wahren Archiv der Natur,
zurückkehrt.
"Suchet, Lefebvre, Kleber, Soldaten mit eifernem Herzen und ehernem Haupt;
— Beranger, das Volk, das zum Dichter wird, um fein Elend und feinen Ruhm
zu hngen, der die Freiheit auf der Welt htzen heht mit dem Schwert in der einen
und dem Oelzweig in der andern Hand, während glückliche Kinder zu ihren
Füfsen fpielen; — Chateaubriand, delfen erhabene Seele immer melancholifche
Klänge fand für die grofsen Leiden der Menfchheit; — daneben General Foy,
Casimir Perier und Manuel, den man vom Deputirtenhtz entfernt, weil er zu früh
gelagt, was ganz Frankreich dachte; — Sieyes, der dem alten Regime den ärglten
Stofs verfetzt, indem er gezeigt, was der dritte Stand fei, — Jeremias Bentham
und Casimir Delavigne,-
"Da ift Goethe, der das feltene Glück gehabt feinen Ruhm nicht zu über-
leben. Viele verbrauchen ihre Gaben und beklatfchen dann ihre Werke, wie
Zufchauer im Parterre; Goethe hat hch feiner Unfterblichkeit erfreuen dürfen
bis zuletzt.
"Seid gegrüfst Merlin von Douai, — Brunei, — Choudieu, — Lacepede,
mein Wohlthäter, delfen fünfhundert Franken mich einft in den Stand gefetzt,
den grofsen Preis von Rom zu erringen. Sei gegrüfst Riquet, Guttenberg, und
Du junger Barra, Du heldenhaftes Kind der Revolution! — Da iftjefferson, der
die Unabhängigkeitserklärung Amerika's verfafst, fo erhaben als fei es ein Blatt
aus der Bibel; — Racine, Du fragft Dein Herz als Stimme Deiner Begeiferung;
neben Dir hnnt Talma über einer feiner Rollen und fchafft die fremden Werke
neu durch tiefe Rehexion ....
 
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