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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Rosenberg, Adolf: François Rude: geb. am 4. Januar 1784 in Dijon, gest. am 3. November 1855 in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0246
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FRANCOIS RÜDE

Aufnahme, da fich die MarmorbüRe doch ganz anders an das Beifpiel des Alter-
thums anfchlofs als das gemalte Bildnifs. Der Triumphbogen auf dem Carroufel-
platz, die ReRaurationsarbeiten am Louvre und befonders die Vendömefäule
forderten eine Anzahi hünRlerifcher Kräfte, unter denen fich neben Boho und
Chaudet noch Lemot (1773—1827), Ramey (1754—1838), Roland (1746—1816)
und Cartellier (1737-—1831) befonders hervorthaten. Auf diefe Arbeiten hatte
David keinen Einhufs mehr. Dominique Denon, der GünRling Napoleons, war
als Generalintendant der öffentlichen Arbeiten der allmächtige Herr über künR-
lerifche Aufträge, in deren Ertheilung er ebenfoviel Eifer als Unparteilichkeit
und Wohlwollen entfaltete.
Dies war die Lage der plaRifchen KunR in Paris, als der Burgunder Frangois
Rüde im Jahre 1807 dafelbR erfchien, um den Drang nach weiterer Ausbildung
zu befriedigen und lieh dann mit Hilfe der vom Staate ausgefetzten Geld-
preife den Weg zum Baum der Erkenntnifs, nach Rom, zu bahnen. Er war am
4. Januar 1784 als der Sohn eines Schmiedes in Dijon geboren worden. Sein
Vater war in feiner Jugend auf der Wanderfchaft in Deutfchland gewefen und
hatte dort eine in Frankreich unbekannte Art von Kaminöfen kennen gelernt,
die aus Eifenblech und BackReinen zufammengefetzt waren und gröfsern Vor-
theil boten als die in Frankreich üblichen, welche die Wärme nicht fo lange
bei fich behielten. Nach Dijon zurückgekehrt betrieb er die Fabrikation folcher
Oefen, welche bald unter dem Namen Bcheminees ä la prussienne« oder einfach
»prussiennes« bekannt und über ganz Frankreich verbreitet wurden. Wie es oft
im Leben gefchieht, hatte der Urheber diefer Neuerung keinen rechten Gewinn
davon. Er fchlug fich mit feiner Familie mühfam durch, und es war daher ganz
felbRverRändlich, dafs der junge Rüde, nachdem er einige glückliche Kinderjahre
als bewaffneter NationalgardiR in einem der von den Revolutionsmännern decre-
tirten Kinderregimenter zugebracht, frühzeitig an den Ambofs in der väterlichen
Schmiede treten mufste. Ein Zufall entfehied über feine Zukunft. Als er fechs-
zehn Jahre alt war, Rel ihm eines Tages ein Stück glühenden Eifens auf den Fufs.
Er mufste fich eine Zeit lang der Arbeit enthalten und machte, als Recon-
valescent, einen Spaziergang durch die Strafsen von Dijon. Sein Weg führte
ihn an der KunRfchule vorüber, in welcher gerade eine öffentliche Prüfung Ratt-
fand. Er trat ein, und die neue Welt, welche fich ihm in diefem Raume offen-
barte, machte einen fo tiefen Eindruck auf ihn, dafs er nicht eher ruhte, als bis
ihm fein Vater die Erlaubnifs gab, zwei Stunden täglich an dem Zeichenunter-
richte Theil nehmen zu dürfen, aber nur unter der Bedingung, dafs er kein
KünRler werden, fondern dem väterlichen Berufe treu bleiben follte. Am Tage
Rand alfo Rüde nach wie vor in der Schmiede: nur des Morgens oder des Abends,
je nach der Jahreszeit, durfte er feiner Neigung folgen. Bei diefen Studien wurde
er fehl* bald der Lücken feiner Bildung gewahr, und nun galt es auch, diefe
auszufüllen. Des Sonntags, wenn feine Altersgenoffen in Feld und Wald zogen
oder fleh anderen Vergnügungen hingaben, fafs er über den Büchern, welche ihm
der Begründer und Direktor der KunRfchule, fein wohlwollender Gönne^ Herr
Devosge, geliehen hatte, und da die feltenen freien Tage nicht ausreichten, da-
mit er feinen WiffensdurR befriedigen konnte, nahm er die Nächte zu Hilfe.
 
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