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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 1, Jugendzeit in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0344
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PETER VON CORNELIUS UND FRIEDRICH OVERBECK.

ift der Generalkonful Bartholdy felbfl, welcher in die damaligen Kunhverhält-
niffe einen trefhichen Einblick hatte und genau wufste, wo es fehlte, zugleich
aber auch die Energie befafs, mit den richtigen Mitteln einzugreifen. Er hatte
feine Wohnung im dritten Stock der Cafa Zuccari genommen, in denfelben
Raumen, die vor ihm der Buchhändler Wenner, der Freund von Cornelius, be-
wohnt hatte, und die noch immer als Wohnungen an Fremde vermiethet
werden, da leider diefe für die deutfche Kunh fo bedeutungsvollen Räume noch
nicht in deutfchen Behtz übergegangen und dadurch dauernd gehchert worden
Und. Auch Bartholdy wohnte nur zur Miethe, und dennoch fafste er den Entfchlufs,
den darbenden Künfllern, welche Brod und noch mehr die Gelegenheit ent-
behrten hch und ihr Können zu bewähren, beides hier zu bieten. Als die Ma-
lereien fertig wurden, drang die Kunde auch zu feinen Verwandten nach Berlin,
und auf eine von dort geflehte Anfrage antwortet Bartholdy in folgendem Brief
vom 6. Febr. 181/, welcher uns einen werthvollen Einblick in die damalige Lage
der Kunh, fowie der Künfller felbfl gebattet (S. Henfel: Die Familie Mendels-
fohn I, S. 111):
"Du willft etwas Näheres von meinen Freskogemälden wiffenr Vorläufig
Folgendes. Als ich hierher kam, fand ich viele deutfche und preufsifche Künfller
von entfchiedenen Anlagen und Talenten, jedoch ohne Gelegenheit he auszu-
üben — keine Arbeit, keine Beflellung als miferable Buchhändlerzeichnungen,
und hin und wieder ein Porträt, oder bei denen, die es drängte zu fchahen, eine
kleine, halbvollendete Kompohtion, oder ein Gemälde in Oel. Hieraus entband
nicht nur das Uebel, dafs man jene Künfller nicht kannte, fondern auch das
vielleicht gröfsere, dafs he lieh felbfl nicht kannten, welches bei einer gewiffen
Schwärmerei und Einbildungskraft oft die Wirkung hervorbrachte, dafs he hch
felbfl überfchätzten. Mich jammerte der Zuhand, indem ich zugleich die Hilf-
lohgkeit und Unbehilhichkeit diefer Deute einfah. Auf offiziellem Wege war
nichts zu thun, mein Einhufs etwas der Art zu bewirken unzureichend. Auch
hätte ich nicht gewufst, was zu fordern, und mich bei der Barbarei, die für die
Kunft zu Berlin herrfcht, verhändlich zu machen. Alfo mufste ich mich felbfl
Aufopferungen unterziehen und auch wohl Kränkungen, die bei keinem Unter-
nehmen, was mehr oder weniger ins Ganze greift, zu vermeiden find, gewärtigen,
und dazu habe ich mich denn mit Freude und Muth entfchloffen, fowie mich
mein Vaterland immer bereit finden foll, wenn ich ihm nützlich fein zu können
glaube. Die Freskomalerei war die fchicklichfle alle Zwecke zu vereinen: 1) Ein
bleibendes Denkmal der Arbeit, wenn he geriethe, und zwar zu Rom, dem Mit-
telpunkt der Künhlerwelt, wo die Wahrheit ob etwas mittelmäfsig, trefhich oder
fchlecht, hch bald entdeckt; 2) das Mittel für die Künfller, hch felbfl kennen zu
lernen, und zwar in einem Genre von Arbeit, die eine gewihe Schnelligkeit er-
fordert und nicht ewiges Retouchiren im Denken und Grübeln zuläfst; 2) Gröfse
der Figuren und Gemälde, die Fehler und Schönheiten aufdeckt; 4) Zufammen-
arbeiten von mehreren jungen Künfllern, wo einer bei den anderen wenigftens
keine palpabeln Schnitzer durchiahen wird und die Emulation he anfpornt; 5)
endlich Brod, um ein Jahr lang ihrem Fache zu leben. Das Fokal ih fchön,
helle, heiter mit einer grofsen Aushcht über Rom. Weder in den Sujets (Wahl
 
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